treu

Dieses kleine, verhältnismäßig unscheinbare Bildchen auf Zeitungspapier (mit einer kleinen Pfauenfeder aus der Krone eines Pfauenhauptes) muss ich mal herausgenommen und gerahmt haben, als ich meine Zeit in Indien in Tempeln verbrachte, und es grenzt an diese Art kleiner Wunder, mit denen man in bestimmten Momenten zutiefst verbunden sein kann, dass es immer noch bei mir ist und jetzt bei einem schwarzen Kubus steht, in dem ich Bilder oder Nachrichten von oder über die Toten aufbewahre, die in meiner Zeit gestorben sind und mir etwas bedeutet haben. Eine Figur der Katzengöttin von Bastet ist auch da. Niemals hatte ich den Mut oder auch nur den Gedanken, meine tiefe Verbundenheit mit dem, was Ägypten für mich persönlich einmal bedeutet hat, in Worte zu fassen, weil es sie auch gar nicht wirklich gibt. Auch komme ich aus einer Zeit, wo jeder mal das ägyptische Auge getragen und die jeweilige Resonanz, die es in uns hervorgebracht, in eine Verbundenheit gebracht hat, die nicht mehr überprüfbar war. Mit Indien war es nicht anders. Interessanterweise erinnere ich mich, dass ich bei meiner Ankunft dort in der Wüste das Gefühl hatte, endlich in der ägyptischen Kultur angekommen zu sein. Viele der uralten Symbole kamen ganz offensichtlich aus derselben Quelle. Dann natürlich die Wüste und die dadurch ausgebrüteten Elemente eines Lebens, von dem dann Filmemacher und Forscher einerseits ganz viel zu wissen vorgaben, dann aber das Ahnenswerte vielleicht viel mehr Realität enthielt  als das scheinbar Erwiesene.Werde ich nun manchmal auf die eine oder andere Weise daran erinnert, was ich einst mal für real hielt, stelle ich fest, dass ich dasselbe teilweise heute noch so empfinde, allerdings durchgeschleust durch meine eigene Erfahrung. Dass es in einer Kultur, die bis heute so ein tiefes Schweigen vermittelt wie die ägyptische, das Wort als etwas gehandhabt wurde, das die Aufgabe eines bestimmten Menschen darstellte, der damit beauftragt war, durch Sprache zu manifestieren, zeigt bis heute immer noch auf diesselbe Realität hin. Habe ich die Worte nicht, kann ich kein Sein erzeugen, das mir entspricht. In Indien gibt es noch eine übriggebliebene Kollektivsprache, der sich jeder bedient bis in die sogenannten höchsten oder tiefsten geistigen Ebenen hinein, wobei es sich zeigt, dass hier der Gehalt verloren ging, der Gehalt und der Halt, der damit verbunden war. Es macht seinen eigenen Sinn, dass alle mal nach Herzenslust liken und nicht liken können. Alles Manifestierte ist ein Resultat dieser Geschmacksrichtungen. Das ändert nichts an den Tatsachen. Wenn ich für mich die gewagte Möglichkeit in Erwägung ziehe, nicht nur mich den Wirkungen des Quantensprungs in eine relativ entstörte Ich-Befindlichkeit gedanklich zu widmen, sondern mich tatsächlich in dem Raum des Ungewissen aufhalten lerne, muss ich in meinem System einige Weichen stellen bzw. gestellt haben, die darauf hinweisen, dass ich gerüstet bin für den Sprung und seine Folgen. Einmal war ich so erschüttert von mir, dass ich zum Sterben bereit war, kein Suizidgedanke, nein, nur ein vollkommenes Zugeständnis an das Aufhören aller eigenen Kontroll-Impulse. Es ist nicht nur einmal geschehen, dass ich gerade dann ein bestimmtes Aufgefangensein in einem geradezu als golden empfundenen Licht erlebt habe, das nur durch meine Überschattungen bzw Über-oder Unterschätzungen verdeckt gewesen war. Da entsteht in meiner Erfahrung dann etwas, was ich „natürlich“ nennen würde. Es kann auch mit dem inneren Zustand der Liebe zu tun haben, wenn ihr keinerlei menschliches Vermögen mehr abgerungen werden muss, sondern durch die Erkenntnis eines immerwährenden kosmischen Zustandes man in die Verfassung einer unendlichen Dankbarkeit gerät, gegen die man sich nicht mehr wehren kann und muss. Dann beginnt das Spiel selbst, sich zu zeigen, denn durch die eigene Entstörung entstört man auch auf beiden Seiten das Bild des Anderen. Ägyptische Weisheit: Die Spitze der Pyramide ist (wie das Nadelöhr) so eng, dass immer nur einer jeweils durchkommt. Dann geht’s weiter.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert