Kloß

Manchmal frage ich mich, was ich auf meinen Bildern sehe und bin erfreut, wenn ich mal dies, mal jenes sehen kann. Mal humorvoll, mal unheimlich können die erzeugten Formen aussehen für die Augen, die sich darin üben, von jeder Frucht auch noch den Kern zu belichten. Dieses Bild hat mich schon mal durch seine entblößte Verwundbarkeit berührt, die embryonale Haltung, dann aber auch ein Erwachsenenschreck. Es hat etwas Tierhaftes an sich, und man spürt einen Überlebenswillen, der sich aus der eihaften Form zu melden beginnt. Und was auch immer einem noch einfallen könnte. Gerade würde ich das Gebilde als einen „Schicksalskloß“ bezeichnen, von dem man nicht weiß, was daraus entsteht. Deswegen sind wahrscheinlich Biografien so beliebt, weil man dort eine zusammenhängende Geschichte erzählt bekommt, die einen beruhigen kann durch ihren kontinuierlichen Flow, der dort auf manchmal auch kunstvolle Weise entwickelt wird jenseits des Realitätsanspruchs aller Vorkommnisse.Was aus dem Ei tritt, ist nicht vorhersehbar. Nur der oder die von diesem Ei Entworfene in seinen Grundstrukturen kann zusehends erfahren und erleben, was innere Einstellungen nach außen hin manifestieren. Bin ich (geworden), für wen ich mich halte. Und halte ich mich überhaupt für jemanden, und wenn, für wen? Ich fühle mich nicht (immer) verpflichtet, meine Fragen zu beantworten, finde aber Fragen oft anregend, so als käme etwas dadurch in Bewegung, was ja häufig als Lebenserhaltungselixier gesehen wird, also, dass wir in Bewegung sind und bleiben. An welchem Punkt in der Beschäftigung des Identitätsaufbaus ein Mensch das Gefühl erkennt, sich selbst zu sein oder zumindest dafür empfänglich wird, oder nur die vorhandenen Antriebe zu seiner Ichwerdung benutzt, kann man nur selbst verstehen. Es geht nicht um einen Leistungssport, sondern vielleicht eher um eine Anlage, die zu Konsequenzen führt wie alle Anlagen, die in den Eiern lagern. Menschsein als Sport stelle ich mir sehr ermüdend vor, immer auf Achse und den Berg hinauf und hinunter, ohne darauf achten zu dürfen, wie erschöpfend das alles sein kann, wenn der Preis nicht stimmt. Den dramatischen Vorgang des Weltenepos können wir auch als eine Geschichte erzählen, in der alles seinen Preis hat. Man bezahlt ununterbrochen für das Erwünschte und das Errungene. Da darf es kein Zittern geben, sonst verliert man den Faden. Die wesentliche Frage heute ist, ob es einen Ort gibt auf der Erde, wo das Preislose vorherrscht. Manchmal denken wir ja, verborgene Stämme wären noch im Besitz des Preislosen, bevor man anfängt, sie zu stören.Und dann müsste man, um es zu erkennen, das Preislose selbst kennen undsoweiter. Sollte das Preislose nur im Inneren eines Menschen stattfinden können, da es nur da vom Handel geschützt ist, wird der Deal auch nur hier mit sich selbst möglich. Ob es nun die Auswirkung der Substanz meines Schicksalskloßes auf die Matrix ist, oder ob ich an meiner Gestaltungsfähigkeit Freude empfinde, bleibt uns beiden im Innern überlassen. Es hängt zweifellos von der Qualität dieses Dialoges ab, durch wen in uns und wie das Besprochene nach außen in die Welt kommt.

 


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