leben

Man entwickelt ja dann mit der Zeit bestimmte Eigenschaften und Gewohnheiten, die einem dabei helfen, sich an das Leben zu gewöhnen. Fakt ist, dass man sich gar nicht an das Leben gewöhnen kann, man kann aber so tun, zum Beispiel, als wäre es schon immer so gewesen und würde auch so weitergehen, mehr oder weniger. Jetzt nimmt aber keiner das Leben so wahr wie man selbst. Das ist schon verblüffend, wenn man bedenkt, von wie vielen Geschichten man selbst durchwoben ist, ein ganzes Universum, das ständig damit beschäftigt ist, sich selbst zu ordnen und zurechtzufinden und zu schauen, ob es denn einen der eigenen Person entsprechenden Ort gibt, wo man Möglichkeiten des Aufenthaltes findet, damit die Fremdheit dem komplexen Labyrinth gegenüber etwas eingedämmt wird. Jede/r, der es schafft, kommt ja hier an mit einem gewissen Recht, einer natürlichen Aufenthaltsgenehmigung, die allerdings auch Aufgaben mit sich bringt. Wenn man Worte findet für das, was einen bewegt, kann man sich einen Weg bahnen. Kommen die Worte aus dem inneren Think-Tank, transportiert einen die Neugier ziemlich mühelos in die Forschungsgebiete. Man hat ja, abgesehen vom Suizid, keine Wahl, aus eigener Entscheidung heraus auszutreten, ist daher unter einem Wahrnehmungsdruck, unter dem man dann öfters die Wahrnehmung mit dem verwechselt, was da ist. Außer man sieht wirklich was da ist, das ist schwierig zu erfassen, weil es so einfach klingt. Was ist denn da? Was benötigt es, um Anwesenheit überhaupt zu empfinden? Zum Training und zur Bewältigung dieses atomarischen Tanzes, in den man also eingebunden ist, werden ja am laufenden Band Instrumentarien angeboten, bei denen es hilfreich ist, sorgfältig zu wählen. Ich kann mich nicht grundlegend ändern, aber ich kann richtungsweisend agieren und korrigieren, was mir nicht angemessen erscheint. Es ist ja das pure Wunder, dass wir Menschen uns überhaupt verständigen können, was noch nicht verstehen heißt, aber immerhin eine Sprache zur Verfügung stellt. Es ist durchaus angebracht, wenn man in den Lebenselixierkursen außer der Deutungshoheit noch die Gestaltungshoheit dazu nimmt. Zutrauen, und auch zumuten. Diese Gedanken kamen im Kontext eines Gespräches über die Szene eines Figurentheaters, wo wir überlegten, wie man vermittelt, dass eine Figur ins Leben tritt. Die Frage dazu: was versteht man denn selbst unter „Leben“, und wie würde man die Frage beantworten. Das, was man dauernd tut, leben, etwas, das dauernd da ist, bleibt, wieder verschwindet, konstant vom eigenen Atem bewegt, in der Verpflichtung seiner klugen Erhaltung, damit die Schatten, die zu bewältigen sind, nicht noch unnötigerweise beschwert werden. Liebeslieder und Klagelieder singen, solange das Herz sie begehrt, denn sie lockern das Salz der Erde auf und machen das Erzeugte schmackhafter.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert