erscheinen

Hinter all dem, was wir scheinen und glauben zu sein und wo wir mit einer mehr oder weniger gewissen Identität herumhantieren, und noch dahinter, und auch dahinter noch vermute ich mich selbst als noch ungestörtes Wesen. Das kann ja nicht anders sein, denn in jeder Hinsicht ist es ein Neuanfang, denn ob es reinkarnierte Leben  gibt oder nicht, so wird auch die Verhaftung an die Idee der Ahnenkultur nur von mir geknüpft oder nicht, und es deutet doch von diesem Anfang an jede/r alles für sich und hält es für die bestehende Wirklichkeit. Nur, wie weit will ich gehen mit meiner Kenntnis von mir, und wann wird mir klar, dass es Hülsen und Hüllen und Verpuppungen und Verschleierungen gibt und all das, was verdrängt und stört, was eben einst einmal ungestört war in wortlosem Empfang von Welt und seinen günstigerweise positiven Resonanzen, die ja in der heutigen Zeit immer weniger abhängig sind von dem Ur-Dreieck Vater-Mutter-Kind, wenn dieses Dreieck sich entweder selbst auflöst oder sich durch die Gegebenheiten erforderlicher Resonanzen als tragfähig oder nicht mehr tragfähig erweist, und andere Formationen auftauchen, die die Bedingungen einer gesunden Kindheit besser gewährleisten. Obwohl es genügend bedrohliche Lebensanfänge gibt, gibt es doch stets auch eine Menge Räume, in denen ein Wesen sich selbst verhältnismäßig ungestört wahrnehmen kann. Dann kommen ja erst die Jahre, wo das Leben eher einer Heldenreise gleicht, wo permanent Prüfungen zu bewältigen sind, die klären sollen, wie weit ich die Matrix selbst durchdringen und selbst für mich erscheinen lassen  und manifestieren kann, was mir vorschwebt. Was einem nicht alles vorschwebt und fast in Zeitlupe an einem vorbeischwebt, wie an diesen seltsamen Tagen, wenn am Himmel diese dichten und geballten Wolkenmassen auftauchen, und man, wie ich einst an einem Fenster über der Amalfiküste dem antiken Schauspiel der Götter zusah, dort in den Wolken, und von der schieren Wucht der Formen überwätigt wurde, als feurige Pferde und hohe Kunstwerke von Kutschen mit den Helden und Heldinnen vorüberzogen und meine Wahrnehmung von Wirklichkeit vollkommen erschüttert wurde durch etwas, was auch unleugbar da war,  obwohl seine Lehre der Vergänglichkeit ebenso eindringlich war. Und klar, so sehr auch die großen Geschichten und Dramen und Epen uns permanent medial geliefert werden, so sind sie doch trügerisches Wolkenwerk, denn die Frage bleibt nach dem eigenen Schiff, nach seinem Bau, seiner Größe, seinem Maß,  seiner Transportfähigkeit hin, ja wohin. So wie die Großmutter und das Neugeborene miteinander einen zeitlos guten Anfang gewähren, so gewährt auch das Schiff eine gute Fahrt, solange die Ankunft am Ziel nicht aus den Augen verloren wird, nämlich ich selbst als das Ziel, auf dem Weg die Gefahren und Widerstände bannend, die mir im Labyrinth meines Seins als viele Fährten gelegt wurden, durch die ich wohl oder übel navigieren muss, um zu erreichen, wo ich bereits bin. Denn es lebt doch noch irgendwo in mir, das störfreie Empfinden, als tatsächlich noch alles gut war, wenn auch nicht außen, so doch in mir, nun ein kostbares, zerbrechliches Ei, das ohne meine Einfühlsamkeit nicht überleben kann. Und warum sollte es auch leben ohne mich. Bin ich doch noch immer dasselbe Ei, dessen Durchgang der Vernichtung entgangen ist. Ich selbst habe meine Kräfte einschätzen lernen und mit ihnen gerechnet und mich auf sie verlassen können, eben dass sie mich hinweisen können auf das, was mir schadet und was mir nicht schadet, sodass das Ungestörte sich auftun kann und in mir seine Wirkung entfalten.

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