Weg

So, wie man sich gerne mal individuell von der Masse trennt und trennen muss, obwohl man sehr wohl weiß, dass man auch zu der Großgruppe Mensch gehört, so verblüfft kann man auch bleiben, wenn man beobachtet, dass es eigentlich nur zwei grundlegende Seinsauffassungen gibt, mit denen wir Menschen vorangehen. Man kann das Leben einfach als einen Vorgang sehen, dem man nicht ausweichen kann und dem man permanent ausgesetzt ist. Stimmt ja auch in gewisser Weise, aber hauptsächlich kommt es darauf an, wenn ich mich für diese Richtung entscheide, wie ich die kreativen Kräfte in mir in Gang setze, um den Umgang mit dem vorhandenen Material zu gestalten, und mit was ich ausgestattet bin bzw mich selbst ausgestattet habe, um das zu bewerkstelligen, und was mich daran hindert, das, was ich als mich selbst empfinde, in ein lebendiges Bild umzusetzen, in dessen Rahmen ich mich auch als der Mensch, als der ich mich empfinde, zeigen und bewegen kann. Nun kommt das nicht so häufig vor, und die Fragen, die sich hier dann langsam auftun, um die einem als Rätsel vorkommenden Ereignisse zu entschleiern, sind der Anfang dessen, was man schlicht als den „Weg“ beschreibt. Vom Anfang unserer uns bekannten Weltgeschichte an gab es einen bestimmten Weg, der für diejenigen geeignet schien, die Fragen suchten auf bestimmte Antworten. Auch gab es immer schon weite und beschwerliche Reisen, die dafür unternommen wurden, wenn einem etwa in der eigenen Kultur eine Begrenzung zu dominant erschien. Auch zwischen Indien und Deutschland gab es weit in die Zeiten hinein Verbindungen, ein Hin und Her an Interesse, ein ungläubiges und ein gläubiges Staunen über Vorgefundenes, das einem einerseits in der Form  so fremd war, und andrerseits den Geist, die Seele, das Ich, oder wie man es auch immer nennen wollte und will, eine also als Ganzes einzuhüllen schien in eine undeutbare Logik des Daseins, die gerade noch von Gottheiten unendlicher Vielfalt erfasst werden konnte. Es ist aber die Masse, die das wahrlich Undeutbare anbetet, und es sind Einzelne, die über die Qualen und Abenteuer der Deutungsmechanismen letztendlich und vor allem nur sich selbst auf die Schliche kommen. Man pilgert dann gerne in Yogakurse, das schadet selten, ist aber auch keinerlei Garantie, für was, ja für was. Es schadet dem Körper nicht, aber erweckt es deswegen schon den Geist und seine schlummernden Stapelungen? Verliert man auf dem Weg das sogenannte „gesunde“ Ich, oder ist es möglich, durch tapferes Wandern und Durchhalten auf dem Weg, eine gewisse Gesundung zu erreichen, heißt: genügend Bewusstseinssubstanz ist zugeführt worden, um das Hungergespenst des Wünschens und Wollens in ein für mich selbst förderliches Maß zu bringen. Hier, wo das Interesse an der authentischen Wahrnehmung des eigenen, persönlichen Vorgehens und Damit-umgehens aktiviert wird, wird auch Hunger in tiefes Interesse und Staunen umgewandelt, denn die Vorgänge sind nun höchst lebendig und ringen einem immer wieder aufs Neue erfrischten Gewahrsam ab. Hier kann man sich auf nichts mehr verlassen als auf das, was da ist: man selbst, die anderen und der blaue Planet. Die Bühne also, auf der sich täglich das Zusammenspiel der Figuren enthüllt. Nur, um in der großen Bewegung im Fluß bleiben zu können, gilt es, letztendlich auch den durchgeackerten Ich-Anker loszulassen, denn an diesem Punkt, der keinen Standort hat, kann Verbindung nicht mehr verloren gehen.

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