bildlich

Vor Kurzem hatte ich ja noch beim „Pinseln“, wie ich es nenne, und beim Einstieg und Auftragen der Farben vor, unter keinen Umständen den Formen und Gesichtern nachzugeben, die sich hier großzügig der eigenen Sicht darbieten können wie verlockende Gesänge der Sirenen,  ein „hol mich heraus, lass mich leben, ja siehst du mich nicht (man musste mich nicht anbinden). Ich aber will zuerst einmal ein Feld erschaffen, aus dem heraus sich das zu Sehende bildet. Ob letztendlich das Abstrakte sein Siegel setzt oder die erzeugte oder zugelassene Form, so ist es doch immer das Bild an sich, das hier den jeweiligen Zugang bildet. Was sieht man, was ist man davon, und kann man etwas machen, was man nicht ist. Vielleicht ist die Kunst auch eine Gabe, über den individuellen Weg, durch sich selbst, die Vielfalt der Möglichkeiten zu erkennen, denen man Ausdruck geben kann. Es ist unendlich. Ob man jede Form ist oder nicht ist, verliert hier die Deutung, denn ja, dann wiederum auch nicht, denn das Paradoxe ist auch eine bedeutende Zutat der Weltbeschaffenheitswahrnehmung (kann man nur im Deutschen machen). Die offen sichtlichen Erscheinungen können in ihren Veränderungen ja frappierend sein, aber es ist auch ein undurchdringbares Gewebe, ein ständig sich verändernder Seinsteppich, in dem alle Anwesenden nur in beschränktem Maße das Ganze erfassen können. Doch auch das Ganze vollständig zu erfassen ist möglich, nur nicht mit denselben Mitteln und Methoden. Am Kern, also bei sich selbst, zu wohnen, erfordert eine gewisse Sichtfreiheit auf die Tatsache, dass der Strom bei allem Unterhaltungswert doch die Matrix des Illusionären darstellt, deren Spielregeln verstanden werden müssen. Man kann sie verstehen. Wenn man ein paar Grundregeln beobachtet, gelernt und sich angeeignet hat, kann man, immer den Verhältnissen entsprechend, ein „gutes“ Leben leben. Da das die meisten gern möchten, wundert es natürlich, warum das nicht einfacher ist. Es i s t ja nicht einfach, es ist erst einmal hochkomplex. Das ist mir in den letzten Tagen klar geworden, auch wenn es tönt wie eine  Binse, nämlich, dass jeder Ankommende eigentlich nur eines hat: er oder sie kann darauf achten, wie er oder sie das ganze Ding, mit dem man unterwegs ist, am besten schaukelt. Ich bin auch überzeugt davon, dass jede/r tut, was er/sie kann, denn wenn wir es wirklich besser wüssten, würden wir es ja tun. Sich reichlich beschenkt und wunderbar fühlen, wer oder was hält davon ab? So erzeugen wir tatsächlich ständig und unaufhörlich unser Weltbild, wir selbst das von uns erschaffene Weltbild. Deswegen ist es hilfreich, wenn man den Zugang zu der eigenen Kunst entdeckt und erforscht. Denn wir sind auch Teil eines gigantischen Zeugungsvorgangs, in dem die Chance, sich selbst als Ausdruck zu erfahren, ( in Existenz zu kommen durch das Lösen des eigenen Rätsels), ein Angebot ist, das man gestalten kann, wie man möchte. Oder dass man das, was man möchte, auch können muss.

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