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Es gibt ja immer mal wieder diese Momente, wo man mal nachschauen will, was man so alles hat, der Kleiderschrank, die Schuhe, die Bettwäsche, die Collector Items, der Inhalt der immer schöner und stabiler werdenden Boxen, wo gutes und langes Lagern möglich ist. Vieles hängt und liegt also im Verborgenen, wobei einige einem teuer gewordene Objekte draußen stehen, obwohl sie einem meist genauso verborgen bleiben wie das Verborgene. Und dann die Bücher. Die Bücher stehen draußen, und das Spannende einerseits, und andrerseits das Fatale an den Büchern ist, dass sie alle voll sind mit Gedanken, die sich Menschen so gemacht haben, über das Leben, was sonst, man hat ja vor allem das eine, mit dem man umgehen muss. Bücher spielen darin eine Hauptrolle. Ich bin nicht so durchtrainiert im Rückblicken (außer wenn der Moment es fordert), aber ich erinnere mich sehr genau an das sehr früh erfasste Gefühl der Hand, die über Bücher und Buchtitel gleitet, über Schätze, die in weitgestreckter Zukunft lagen, da gab es kein absehbares Ende, es gab immer Bücher (Agonie des Eros!) (Danke, Herr Byung Chul Han). Und jetzt gibt es sie immer noch. Man (ich) hatte das Glück, sie immer und immer wieder aus verschiedenen fruchtbaren Quellen herausnehmen zu können, bis klar war, was Finden ist. Langsam sammelte sich das an, was einem am meisten entsprach und enspricht. Zu Virginia Woolfs wunderbarem und wichtigem Titel „A room of one’s own“, wo sie dafür plädierte, dass jede Frau ihr eigenes Zimmer haben sollte,  füge ich hinzu, dass es in so einem Zimmer einfach wunderbar ist, auf eine reiche und vielfältige Auswahl von Büchern schauen zu können, die man durchaus alle noch mal würde lesen können, hätte man die Gelegenheit dazu. Was drinsteht, kann ja nicht wirklich verloren gehen. Die ungeheuerlich guten Gedanken, auf die man manchmal trifft, der Glanz der Formulierungen!, da dachte man doch recht oft, man könnte das nie vergessen. Aber man vergisst es, denn das eigene Denken ist ja bereits im Gange, und wer Freude hat am Denken, den lässt es so leicht nicht los, oder man selbst das Denken, wenn es einem inzwischen gelungen ist, den Geist leicht und locker zu lassen, so als würde sich hier die Theorie des Relativen unvermittelt in Praxis umsetzen. Der Mensch kann natürlich nur über d a s schreiben, was Menschen betrifft, oder was ein Mensch vorfindet, wenn er ankommt und alt genug ist, zur Feder zu greifen. Er will es oft gar nicht den Anderen erklären, wie er es erfährt und niederschreibt, sondern er muss es sich selbst erklären, denn sonst versteht er ja gar nicht, was ohne ihn und mit ihm und durch ihn (und natürlich sie) hier los ist. Es ist umwerfend, wie viele gute Bücher es auf dieser Welt gibt. Ich bin gerade am Aussortieren, heißt: ich wollte mal sehen, ob es etwas zum Aussortieren gibt, also das Ganze auf die Essenz zusammenschmieden. Ich greife hier heraus und schau mal da rein, dann da und dort. Es ist, als lese bzw läse ich in meinem eigenen Gehirn. Alles so vertraut, alles voller Themen, die mich immer noch beschäftigen. Da wird mir eines klar. Das wird ja nie aufhören. Jede/r, der ankommt, hat das ganze menschliche Gehirn zur Verfügung und kann wählen, was ihn interessiert. Ich bin hochzufrieden mit meiner kleinen Bibliothek. Ein paar Bücher habe ich dann doch herausnehmen können. Sie werden zu einer Installation im Gästezimmer gehören. Der Gast kann nehmen und lesen, aber der Bestand bleibt erhalten. Gute Bücher! Kostbares Gut!

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