umgehen

In Indien, höre ich von Freunden über WhatsApp, sind es gerade 48 Grad Hitze, mit denen sie umgehen müssen. Immer muss man mit etwas umgehen, auch wenn sich das Bild der äußeren Schrecknisse mehr einprägt als das, was einem selbst bei angebrachtem Mitgefühl alles verborgen bleibt. Was an unserer Ecke des Wohnens gerade den Umgang mit paradiesischer Blütenfülle lehrt, ist ein paar Kilometer weiter zu einer einzigen Überforderung geworden, wenn Menschen mal wieder den Lehm und die vom Großregen unbrauchbar gemachten Gegenstände nach draußen auf die Straße werfen müssen, und dass es auch dabei darauf ankommt, wie es gehandhabt wird von den Individuen. Etwas scheitert, etwas kann neu erschaffen werden, selten bin ich wirklich handlungsunfähig. Das Ich, Erzeuger/In der Anekdoten. Wenn ich nicht durch eine meiner Einstellungen blockiert werde, die sich oft genug mit der Schuldfrage beschäftigt, vor allem aber mit der Schuldzuweisung als ein Mittel flüchtiger Erleichterung, kann eine Katastrophe durchaus zu einem Vorgang werden, der mir die Möglichkeit gibt für verwandeltes Denken. Nicht, dass man die Herausforderung suchen muss. Was mir vor allem auffällt an diesem Mai anno 2018 ist, dass man dem Blütenausbruch kaum hinterher kommt. Mir scheint, als hätte es bereits ein High Noon gegeben, in dem die Natur sich in solch einer Makellosigkeit präsentierte, sodass man gerne Zuschauer wurde in der ersten Reihe, um nicht zu viel von dem ganzen großzügigen Ausbruch zu verpassen. Erst schien alles gleichzeitig auszubrechen, sodass viel von substantieller Nahrungszufuhr über die Sinne stattfand. Dann aber auf einmal die braunen Häufchen auf dem Boden! Wann ist das passiert, dass der berauschend schöne, tiefviolette Fliederstrauch auf einmal nicht mehr da ist!. Dann kommen die Pfingstrosen hervor, die Königinnen der Entfaltung, man kann weiterhin staunen. Und die Geschehnisse ausbalancieren, alles in seinem eigenen Maß. Wer die Katze zufällig erwischt mit der noch lebenden Maus im Maul, macht sich auf, sie ihr abzutrotzen, obwohl es vor allem für den Menschen Sinn macht, keine Beute zu erlegen. Etwas in ihm arbeitet automatisch an der Überwindung oder aber Förderung seiner eigenen Natur. Da scheint ein Hebel eingebaut, der als Richtungsweiser dient. Die Vernichtung der Zecke als lästiger Vampir im Gegenspiel zu der Ärztemoral, sich stets für die Erhaltung des Lebendigen einzusetzen, obwohl auch hier klar geworden ist, dass nicht alle Mittel als menschlich wertvoll zu bezeichnen sind. Wer soll es mir deuten können als ich selbst im Zeugenstand, beziehungsweise auf der Zeugenschaukel meiner eigenen Wahrnehmungen. Und dann all die „Anderen“, die auch pausenlos Entscheidungen treffen: für den Strohhalm, gegen den Strohhalm, für ein saubereres Meer für die Nachfahren, wenn wir nicht mehr daran beteiligt sind. Es gab schon mal eine Welle von Produkten, wo etwa ein Strumpf länger halten konnte als ein Menschenleben. Man hielt es für Qualität. Die musste dringend aufhören, da der Mensch, will er sich in dem Reichtum, der uns hier zur Verfügung steht, weiterhin tummeln, durch weiteres Kaufen dazu beitragen muss, dass auch weiterhin getummelt werden kann. Aussteigen? Im prächtigen Sommer? Liebe Kinder, sagen die Weltretter, ihr dürft auch weiterhin an euren Halmen suckeln, nur das Material wird sich ändern müssen, da wir daran zu ersticken drohen. Man muss überzeugt sein, dass der eigene Verzicht auf den Strohhalm auch Wirkung hat. Es ist ja nicht alles vergebens. Vielleicht machen sie, wer immer das sein mag, die Dinger ja wieder aus Stroh, gibt es doch noch. Stroh. Dann kann man sich wieder daran festhalten. (Oder nicht).

Das rechte Bild stammt aus einem Schlossgarten. Der Himmel spiegelt sich in der Wasserfläche eines alten Brunnens.


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