Ei-ei

 
Wenn man samstags zwischen Karfreitag und Ostersonntag aus irgendwelchen karmisch günstigen Gründen nichts einkaufen muss, weil man zB wie ich noch in der Ost/West Schleife nachwandert im unterstützenden Freundeskreis, kann man sich trotzdem mit aktuell praktischen Dingen beschäftigen wie zum Beispiel die sich als logisch darbietende Frage nach dem „Ei“. Ich habe von einem Supermarkt-Ei-Provider gehört, der auch sonst im Jahr Eier produzieren lässt, die dann eingefärbt werden von extra dafür ausgetüftelten Maschinen, die  in der Osterzeit allerdingst 40 000 Eier pro Stunde durchfärben. Es sind so viele Eier, dass die Mitarbeiter sich zuhause abmelden, weil sie nur noch Zeit für die Eier haben. Wann habe ich eigentlich aufgehört, Eier zu essen? Es gab mal einen Zeitstreifen in meinem Leben in der ersten Phase einer Beziehung mit einem New Yorker Mann, da habe ich oft in irgendeinem Draußen Steak Tartare bestellt mit dem üblichen rohen Hackfleisch und den rohen Eiern drin und ein paar Alibi-Gürkchen an der Seite, und dazu ein Glas Bloody Mary, gepfeffert und gesalzen. Versucht man zuweilen zu verstehen, wer man einmal zu einer bestimmten Zeit gewesen sein könnte, trifft man konsequenterweise auf das Ei-Prinzip. Irgendwann träufelte das Vegetarische herein, bei vegetarischen Ei-Essern gab es den Unterschied zwischen befruchtet und unbefruchtet. In der Meditationspraxis dann war Eieressen gleichzusetzen mit krimineller Handlung, von Fleisch und Alkohol ganz zu schweigen, obwohl es auch auf den sogenannten linken Pfaden enorme Auswüchse gab und gibt. Das kommt ja ganz darauf an, wie man das Ei sieht. Und auch, wie man „Ei“ hört. Man kann es als „Ai“, also „Liebe“, hören, als „Eye“, also Auge, als „I, das Ich, als Kommandobestätigung mit „aye aye Sir“ hören und so fort. Die Eiform erhebt absoluten Anspruch als geistiges Kernsymbol, sozusagen die letzte und erste wahrnehmbare Form des Individuums von sich selbst, und natürlich als Urgrund der Menschengeburt. Was das Ei an Ostern macht, wusste ich lange nicht, da es so eng verbündelt schien mit dem Kreuzweg, so wie in Indien die festlichen Dinge immer verbündelt miteinander scheinen, in Wirklichkeit aber erst am entsprechenden Tag ihre separate Klarheit erreichen. Wer weiß schon, wie das alles geht? Soll man Nester basteln, wenn man keine Eier isst, oder hoffen, dass jemand sich erinnert, wie gern man diese zuckersüßen Halbeier aus dem Supermarkt schon immer gegessen hat, wo es einem nichts ausmacht, wenn einem nach dem fünften erwartungsgemäß schlecht wird? Es ist ja nach diesem gruseligen Marsch auf das Kreuz zu, den der Papst in Rom mit tausenden von sogenannten Gläubigen  jährlich nachpilgert, geradezu eine geistige Erholung, mit Eiern bzw Eiergedanken  beschäftigt zu sein. Ein Satz, der mir mal zu Eiern einfiel, war, dass kein Ei ist wie das andere. Das überrascht auch heute noch, muss man bei Eiern doch eine erhöhte Wahrnehmung einsetzen, um die Unterschiede zu erkennen. Denen, die daran in den Ostertagen interessiert sind, hilft dann eben auch die unterschiedliche Farbgebung,

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