tierisch

Die Einstellung zu Tieren ist ja meist, dass sie „unschuldig“ sind, bzw. sie wissen schon, was sie tun, nämlich das, was ihr Wesen ausmacht, und dass sie kein Bewusstsein haben darüber. Sie folgen ihren natürlichen Trieben und kennen kein Schuld-oder Schamgefühl wegen ihres Handelns, was man ja gerne vom Menschen erwartet, weil man ihn für bewusstseinsfähig hält. Nun habe ich an Lalis Mutter und ihren in völliger Bewusstlosigkeit ausgeübten Grausamkeiten beobachten können , dass ein Mensch, der die eigenen, in uns allen vorhandenen Anlagen nicht gelernt hat zu erkennen und kein Interesse zeigt, sie zu reflektieren, dem Tier doch sehr ähnlich ist, allerdings ohne das beliebte Prädikat „unschuldig“. Zwischen grausam und dumm ist wenig Abstand. Nicht, dass entwickelte Intelligenz nicht besonders grausam sein kann, und das ist es ja wohl, was den deutschen Geist so lange beschäftigt hat, hielt man sich doch weitgehend für übermenschlich. Auf manche dringlichen Fragen gab es auch keine Antworten. Auch eine Idee wie „Ahimsa“, der Gewaltlosigkeit, wichtigste Idee im Hinduismus („das Untersagen des Tötens und Verletzens von Lebewesen, auf ein unumgängliches Minimum beschränkt.“), habe ich oft genug verletzt gesehen, zB. wenn Hindus gnadenlos auf Tiere einschlagen, die ihnen im Wege stehen. Was sie zuhause mit Menschen anstellen, sieht man ja oft nicht, hört aber zur Zeit mehr davon, da vor allem Frauen langsam eine Sprache suchen und finden. Hier wieder: wenn ich unrecht Getanes durch mich selbst nicht erkenne (und das mir Zugefügte von Anderen), weiß ich auch nicht, wie viel Arbeit hier zu leisten ist, einmal an sich selbst, dann in der Erkenntnis, dass Menschen, die mich schlecht oder grausam behandeln, nicht die sein können, die mich lieben. Gestern hat Krishna, ein angenehmer und wacher Mensch, mir erzählt, dass ihm mal jemand als Medizin ein winziges Stück Bang (Marihuana) gegeben hat, und er ist davon völlig ausgeklinkt. Er hat Gläser und Tonkrüge zertrümmert, Stühle aus dem Haus geworfen und!!! seine Frau heftig geschlagen. Wie bitte!!!?, sage ich ungläubig und schaue zu seiner Frau hin, die nickt. Für ihn war das ledigleich ein Hinweis, dass die Medizin nicht wirkt. Aber hallo! Was versteckt sich nich0t alles hinter einem netten Lächeln. Das kann man nicht ansprechen, es gäbe zu viel Verwirrung, wenn man fragen würde, wo all diese Gewalt wohl herrührt. Die meisten Geschichten sind ja eh nur Heldensagen. Nicht umsonst ist Sherlock Holmes so beliebt, weil sein Trieb ihn zum Herausfinden treibt. In den Anfängen des indischen Fernsehens waren Tierfilme die beliebtesten Programme. Wenn ich mal mitgeschaut habe, ging es immer um wilde, königliche Tiere, die auf der Lauer liegen, um ein anderes Tier zu reißen, zu zerfleischen und zu fressen. Ist ja schließlich ihre Natur. Dann folgten im Fernsehen die emotionsgeladenen Serien, wo dasselbe auf „menschlich“ stattfand und alle sich heimlich wiederfinden konnten, scheinbar in den sogenannten Guten, aber tatsächlich in den viel reizvolleren bösen Gestalten, die dem Ganzen Würze geben. Jetzt sind so gut wie alle Hemmschwellen gesenkt mit all dem drin, was Lali „out of human“ nennt. Vielleicht ist noch nicht ganz geklärt, was „human“ ist und man hält die ganze Palette dafür. Wer möchte schon als im Unmenschlichen verankert gesehen werden, obwohl es immer wieder in Menschen einen Reiz auslöst, eben das Hakenkreuz in die andere Richtung zu drehen. Es wird auch hier in Indien ein Wissen entwickelt werden müssen, das die Störzonen im Dahinter wirkungsvoll belichten hilft. Gestern wurde einem Mann von einem anderen Mann der Penis abgeschnitten, ein kleiner Artikel an der Seite, auf den ich nur aufmerksam wurde, weil er ein englisches Wort benutzte, das ich nicht kannte. Ein Wort für Penisabschneiden. Das Fatale war, dass der Täter den Penis mitgenommen hat, sodass man nicht versuchen konnte, ihn wieder anzunähen. Die Hochzeit des Opfers sollte am 17. Februar stattfinden. Die Familie des Mädchens löste daraufhin die arrangierte Hochzeit auf, wofür die Eltern des Mannes Verständnis zeigten. Klar, arrangiert mit einem Fremden, und dann auch noch das. Über den Antrieb des Verbrechens und seine Hintergründe wurde nichts erwähnt.
Das Photo habe ich gestern gemacht und war davon berührt, weil ich gerade noch sehen konnte, wie die Taube den letzten Atemzug  machte und dann die Augen schloss, während die Raben schon in der Wunde wühlten mit gierigen Schnäbeln.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.