TamTam

 

Kennt man sich in Indien ein bisschen aus, hält man unter anderem nicht mehr nach jedem Tamtam Ausschau, denn oft weiß man, was dem Auge geboten wird, so aufwendig es auch immer sein mag. Auch ähnelt sich ja im Festlichen vieles, z.B. die sorgfältig gewählten Outfits, die VIP’s oder Heldengestalten, um die es (kurz) mal mächtig geht, die Blumenorgien, die auf Lebende und Tote niedergeregnet werden, und die vielen, vielen Randfiguren, mit deren Aufmerksamkeit jede/r ProzessionsteilnehmerIn rechnen kann, denn sie sind dankbar für extra Unterhaltung, an der sie als Zeugen umsonst teilnehmen können. Als ich gestern dann in der Familie gegenüber einen Kaffee getrunken habe, kam von draußen so ein Getöse, dass ich zum Nachschauen ging, und siehe, das war dann doch sehens-bzw. grübelnswert. Da streckte sich eine phantastische Prozession vor meinen Augen aus, und als ich endlich vom Chargen meines Phones zurückkam, war schon einiges vorübergetrabt an kostbar Geschmücktem: schneeweiße Pferde mit rot-goldenen Tüchern bedeckt, Kamele im festlichen Gewand, dann irgendwann ein Elefant (Entgegenkommende mussten ausweichen in den engen Gassen des Bazaars), und dann der offensichtliche Kern des Ganzen: in einer goldenen, dann einer silbernen Kutsche saßen die Herren, um die es ging, schlicht gekleidet und bemüht, Haltung zu wahren, gar nicht so einfach, wenn das Volk nicht weiß, wer der König ist, der vorbeifährt. Man ahnte hier bereits, dass es um irgendwas Heiliges und seine Vertreter ging, und war geduldig, es bis nachmittags herauszufinden. Hinter all dem tierischen Voranschreiten und dem von Pferden gezogenen Kutschengetöse kamen dann die Brahmanenjünglinge zu Fuß, alle im selben Dress und an braver Ausstrahlung kaum zu überbieten. Hinter ihnen, ja wer schaut da schon hin, ich offensichtlich, liefen die Frauen, sozusagen als Staub der Erde.  Man sagt ihnen, was sie tun sollen, und sie tun es. Das ist jetzt wieder ein sehr voluminöses Thema, dessen Lösung auf unbetretbaren Himmelsebenen der Besprechung unter Außerirdischen  harrt. Auch möchte ich nicht wissen, was die, die man in die silberne Kutsche verfrachtet hatte, von denen dachten, die mal wieder in der goldenen saßen. Auf jeden Fall wusste ich dann ein bisschen mehr am Nachmittag. Der ganze Zirkus wurde von einem reichen Mann finanziert, ein Anhänger oder Follower dieser Gruppe, von denen die Kutschensitzer nun sieben Tage in einem Zelt die Bhagavad Gita lesen  und interpretieren werden. Das ist ja ein sehr schöner Gedanke  und die Gelegenheit wird vor allem von Frauen gerne wahrgenommen, einfach mal nur so rumsitzen zu können, natürlich angebunden an etwas, das eventuell den guten Ruf festigt. Manchmal interessieren einen auch nur die platten Zahlen: wieviel hat dat Janze denn gekostet!!?? Vor ein paar Tagen ist bei der Vorbereitung für ein Hochzeitszelt wegen einem Kurzschluss die Dekoration niedergebrannt, sie kostete zwei Millionen, durften wir erfahren. In Dekoration wird gerne viel gesteckt, und letztendlich, let‘ s face it, wer würde nicht lieber auf einer Royal Enfield durch die Wüste donnern, als in Gummichappals (Bade -und Herumgehschlappen) ins lähmend langweilige Zuhause wandern…..(?!?)

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