ansprechen

Eine Idee, der ich in Indien begegnet bin, fand ich immer einleuchtend, und zwar, dass die Seinsweise per se als zwei Grundpfade gesehen wurde, und zwar der Familienpfad und der Pfad derer, die aus irgendwelchem Grund ein Einzelschicksal gewählt haben wie Mönche und Nonnen, überhaupt ernsthaft spirituell Suchende, denen man viele Möglichkeiten erschaffen hatte, um die gewählte Praxis auszuüben. Auch der Familienpfad wurde als ein Weg des Suchens und Findens beschrieben, nur unter vollkommen anderen Bedingungen, die allen einleuchten. Nun scheinen mir aber die Pfade zusammengewachsen zu sein, oder vielmehr ist „das Wissen“ in offenem Raum angekommen und kann praktisch von jedem/r Interessierten gelernt und umgesetzt werden. Vor allem im Westen kam dazu, dass wir uns alle um Lebensunterhalte-und Unterhaltungen kümmern mussten und müssen, während InderInnen, die sich z.B. an geistige Lehrorte  begeben, meist keine freie Wahl mehr haben, denn es gibt kein Zurück. Natürlich gibt es immer ein Zurück und auch ein Vorwärts und auch ein Seitwärts, wo man ein-und aussteigen kann, aber alles ist erst einmal an Bedingungen geknüpft, die es zu knacken gilt. Man versteht Therapie durch Therapie und Yoga durch Yoga und Stille durch Stille. Dann kommt es noch auf die Tiefe des Interesses an, das einen manchmal weiterbringen kann auch während der Ermüdungsphasen. Aber die Dinge ergeben sich nicht einfach so. Sie müssen kontempliert, reflektiert, und letztendlich wieder frei gelassen werden, wenn es klar wird, dass z.B. die ungeheure und umwerfende Einsicht überwältigen kann, dass wirklich alles Menschenfabrizierte und Gedachte nur ein Konstrukt ist, mit dem allerdings allerhand angefangen und manchmal auch gut zu Ende gebracht werden kann. Wenn einem langsam aber sicher die Spielregeln sich erschließen und man sich wiederfindet, etwa in der Freude, und natürlich im Trotzdem. Manchmal lässt man den Blick schweifen und sieht nur Wunder, ich meine: dass wir das alles haben, was uns zur Verfügung steht. Die notwendigen Materialien, um das Gehäuse so einzurichten, dass man guten Mutes ein-und ausgehen kann. Die Tiere, darf ich feststellen, sind auch eine große Bereicherung. Der Mensch tut sich schwer, Andere zuzulassen oder sich selbst, während das Tier eine lebensdirekte Souveränität besitzt und einen beglücken kann mit selbstverständlicher Nutzung von Freiheit bei tiefem Ausdruck von Verbindung. Nein, die Pfade sind nicht mehr getrennt, und keinem ist wirklich etwas verwehrt. Aber die Bedingungen bleiben (nicht viele, aber dennoch!), weil sie universellen Gesetzen unterliegen. Es ist die Radikalität des Universums, die mich anspricht.

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