erleichtern

Ich weiß, ich bin nicht die Einzige, die in blühenden Gärten herumsitzt und sich fragt, ob es wirklich nur ihr selbst und den vielen Dazugehörigen der persönlichen Schicksale zu verdanken ist, dass der Verlauf so günstig war, sodass blühende Gärten überhaupt auftauchen konnten. Oder tiefe, bedeutsame Freundschaften. Oder dass Kräfte generiert werden konnten, die dem Ganzen, das man das eigene Leben nennt, eine Widerstandskraft verleihen konnte und immer noch kann. Aber auch das Kepos ist in der Welt, nur dass darin eine bestimmte Art von Arbeit stattfindet, die eher mit den auslotbaren Tiefen und Höhen der Dialoge zu tun hat und einem hartnäckigen Willen, auf den Grund der Dinge blicken zu wollen und der Überzeugung, dafür auch, zumindest letztendlich, geeignet zu sein. Was soll man tun, wenn man weiß, dass sie sich ein paar Stunden weiter die Leiber gegenseitig zerreißen und irgendeiner dieser regierenden Narzissten zufällig die Macht hat, immer mehr Leiber hineinzuwerfen in das verstümmelnde Getümmel, oder auch das übliche Gemetzel unter den Clans undsoweiter, und überall huscht unsere Ohnmacht herum wie eine Außerirdische, die nicht weiß, was hier zu tun ist, was gerne das Übliche oder das Normale genannt wird. In einem Gespräch mit meinem Freund Anil in Delhi habe ich mit einigem Erstaunen vernommen, dass ihn die Menschen nur mäßig interessieren, denn er hält uns für eine auslaufende Spezies, die halt anstellt, was sie ganz offensichtlich anstellt. Mein Erstaunen rührte daher, dass ich ihn in Indien allein oder mit seiner Familie bei unseren Freunden immer als den liebenswürdigen Mitmenschen erlebt habe, den man geradezu ein bisschen beneiden konnte für seine freizügige Freundlichkeit und sein natürliches Kümmern. Diese Positionierung, nicht ohne viel Kontemplationen erreichbar, gefällt mir. Die Kontemplation bezieht sich auf die Notwendigkeit der Ankunft bei sich selbst. Bin ich dort einigermaßen störungsfrei angelangt, nehme ich mich einfach mit und tue, was ich kann und will. Da schwingt er sich herein, der auf wunderbare Weise schwer verständliche Satz des Augustinus: „Liebe und tu, was du willst“. Hier kann man, wenn man möchte, verstehen, dass Beisichsein Liebe ist, was die Bürde des Seins erleichtert.

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