glauben

Auf die im eiskalten Wasser unermüdlich Badenden schauend, wird mir nochmal so richtig bewusst, dass ich mich hier an heiliger, von der Schöpfergeschichte geprägter und durchdrungener Stätte, unter wahrhaft Gläubigen befinde. Die Glaubensformen und Glaubensräume sind extrem unterschiedlich, aber immer mit unerschütterlichem Glauben verbunden. Bei der Frage, ob ich denn an irgendwas glaube, erfahre ich meinen Geist bestrebt, ein herzhaftes Nein! hervorzubringen. Ich glaube an nichts!, ist erstmal ein erfrischender Gedanke, wenn ich bedenke, dass alle Menschen, die ich hier kenne, überzeugt sind, dass ich was glaube. Ja, und war nicht ich es, die selbst niemals zweifelte, als mir Brahma bei meiner Ankunft in alten Gemäuern wie in einem Film begegnete!? Ja kam ich nicht näher mit den nüchternen Augen, und sah doch sein Gewand, und wie er die eierförmigen Seelen hütete in geheiligtem Raum? Und als ich mit Shiva die tiefen Gespräche führte und darauf achtete, dass ich keiner Täuschung unterlag, und zugeben musste, dass auf mich wachsam und voller Liebe geachtet wurde!? Doch, das war ich, und das hielt lange an, bis es, auch wie in einem langsam sich formenden Filmstreifen, langsam ausblendete und anderen Gewissheiten Platz machte. Anderen Gewissheiten?
Gewiss nicht nur aus Indien, denn in Indien weht zwischen Glauben und Wissen ein sehr brüchiges Gewebe ohne erkennbare Strukturen. Ja klaro, Kalima, hat jeder Gott sein eigenes Fahrzeug….nun bist du schon so lange hier und stellst das infrage!? Und ich, bin ich am „Wissen“ selbst denn noch so interessiert, dass ich zum „Gyani“ (dem, der auf dem Weg des Wissen geht) überhaupt noch tauge? Dann der Weg des Yogis bzw der Yogini: ziemlich streng und diszipliniert und still ging es da zu und konzentriert, sodass man sich nicht wirklich beklagt über die verbrachte Zeit, da man nur reicher werden konnte an den Mühen für Körper und Geist. Aber auch diese Phase ging (erstaunlicherweise) mal zu Ende, kaum wurd’s mir bewusst, wie es sich selbst verwandelte und klarere Räume einnahm. Ich habe immer noch ein unerschütterliches Vertrauen in die Fähigkeit des menschlichen Geistes, Wachheit, wenn denn erwünscht, zu erfahren. Und Humor! Mögen die Götter ihn erhalten!

(Jetzt, einen Tag nach dem amerikanischen  Event, finde ich diesen Beitrag einerseits ziemlich weit entfernt davon, andrerseits erstaunlich nahe, denn die Wahl des Präsidenten hat auch ganz viel mit Glauben zu tun, vor allem aber mit der Notwendigkeit, ihn zu hinterfragen.)

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Das Bild zeigt einen betenden Rajasthani, den ich auf meinem Weg in einer Ecke entdeckt habe.


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