freischwebend

Irgendwo in den indischen Schriften wird das Bewusstsein mit einer Rasierklinge verglichen, wobei interessant wäre zu wissen, wie das Wort „Rasierklinge“ in Sanskrit heißt, und ob es in der Zeit, als der Satz entstand, es überhaupt schon Rasierklingen gab. Klar ist dennoch, was gemeint ist, nämlich dass das Bewusstsein ein sehr scharfes und dadurch auch gefährliches Instrument ist, zum Beispiel wenn es missbräuchlich gehandhabt wird. Das allerdings kann nur geschehen, wenn ich überhaupt erst gelernt habe, Bewusstsein zu aktivieren, oder zu verfeinern, oder zu schärfen, je nachdem, für was es eingesetzt wird. Auf jeden Fall ist es erst einmal das Instrument, das wir zum Klingen bringen, können, um unseren eigenen Ton zu hören und unser Tun nach d e m ausrichten, was uns dieses Bewusstsein an Klangskalen und Optionen zur Verfügung stellt. Bewusstsein ist die Anwendung des Wissens, das ich selbst durch meine Entscheidungen und Einstellungen und Erfahrungen gesammelt habe, und die Handhabung des Wissens spielt hier eine wichtige Rolle. Bei einigen Kampfkünsten zum Beispiel dient das Erlernen gefährlicher und lebensbedrohlicher Übungen letztendlich dazu, eben kein Mörder werden zu müssen, oder mich in Notfällen kunstvoll verteidigen zu können. Ganz abgesehen von dem uralten Wissen, das hinter diesen Praktiken liegt und günstigerweise dem friedlichen Menschsein über die Tortur der Praxis und der Disziplin gewidmet ist. Hierbei geht es vor allem um das Erschaffen einer Rahmenbedingung, die dem eigenen Vorangehen förderlich ist und einen Raum darstellt, in dem bestimmte Vorgänge und Entwicklungen möglich sind. Das Bewusstsein kann auf alles zugreifen, was mit dem von mir angereicherten Wissen in Verbindung steht. Der Zugang zu meinen eigenen Gedanken, meinen persönlichen Überzeugungen und Klarheiten, die ich durch persönliche Erfahrung erlangt habe. Genau um diese Schnittstelle wird es in den nächsten Jahren gehen, wenn das Übergreifen von künstlicher Intelligenz als Angriff auf menschliche Intelligenz erlebt werden wird, und wir alle von der Sucht schon so weit gezeichnet sind, dass uns vielleicht gar nicht mehr auffällt, wie wir unser eigenes, ungenutztes Potential an geistiger Entfaltung zwar einerseits erweitern, andrerseits aber so korrumpieren, dass keine Lösungen mehr vorhanden sind außer…ja, außer was? Schon beim neuen Modewort „Aufmerksamkeit“ kann einem das Gähnen kommen, und das Gähnen kommt vor allem dann, wenn man denkt, es zu kennen, es aber nicht kennt. Freischwebende Aufmerksamkeit!

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