typisch (?)

Heute kommt die Sunday Times, obwohl Montag ist, das geht schon so seit Wochen. Ich habe aufgegeben, den Zeitungsbringer aus der Sikh Community zu fragen, ob es wohl eines Tages mal wieder zusammentreffen könnte, der Tag und die Tageszeitung. Egal, sonst beklagt sich ja keiner. Es macht eh keinen bedeutsamen Unterschied, man hat ja noch andere Quellen und wusste deswegen vieles schon gestern, was man heute überfliegen kann. Was mir jetzt (nochmal) auffällt ist, dass auf der Titelseite entweder ein neues Phone gepriesen wird, heute von Apple (das FURSAT) (?), auf dessen display man  eine schön geschminkte Frau im erzkonservativen Hochzeitsdress sieht, oder einem ein schickes Appartment ans moderne Herz gelegt wird in diesen Hochhäusern, wo bald Therapeuten dringend gebraucht werden für die von ihrer „Mata Bhoomi“  (Erdmutter) Getrennten.  Dann kommen wir in die Politik, und wir sehen hier in meinem schlecht abphotographierten Photo
Herrn Chandrachud, den Obersten Richter von Indien, sich über ein Budget (immerhin von 7000 Millionen Rupien) für das Rechtwesen freuen. Die Hände sind gefaltet, der Blick geht nach oben, wo einst Gott saß, und Krawatte und Turban bilden keinerlei Widerspruch.
Dann starb die Sängerin Vani Jayaram mit 78 Jahren durch einen Sturz im Haus. Sie sang über 10 000 Lieder in 19 Sprachen, die sind jetzt alle mit ihr verbrannt….und kannte sie jemand, der oder die das hier liest?
 Dieses Bild auf Seite 2 spricht eigentlich für sich selbst – doch sind das die Eltern oder das glückliche Brautpaar, die für einander gefunden wurden, das ist nicht so klar.
In der Kailadevi Wildlife Sanctuary fehlt der Tiger T-132. Man vermutet, dass er der schwangeren Tigerin T-138 gefolgt ist, aber man weiß es nicht, weil sie beide verschwunden sind.
Dann der übliche Mord, diesmal inspiriert durch einen Film, in dem der Körper (der Frau) in viele Stücke zersägt wurde und diese Praxis neuerdings zu mörderischen Anregungen geführt hat.
Dann ein Racheakt, bei dem der Vater eines Sohnes, der ermordet wurde, ins Haus des Mörders geht und dort eine Menge Wertsachen stiehlt. Jetzt sitzt er selber im Knast, was soll das.
Nun ein paar langweilige Photos vom Desert Festival in Jaisalmer, wo mich keine 10 Pferde hinkarren könnten in diesen Tourismus Hotspot.
Und dann kommt, ganz bescheiden unten auf Seite 5 ein Loblied auf Narendra Modi, der, heißt es da, beliebter ist als Joe Biden und Macron und sogar Rishi Sunak, die neue britische Sonnengestalt. 78 % Approval Rating hat er, der PM, mit dessen Namen ich hier im Dorf vorsichtig hantieren muss, denn es gibt viel approval rating für ihn, den Führer der Hindutva Bewegung. Sie lieben ihn, wenn mir eher übel wird von seiner ekelhaften Betulichkeit. Auch wenn es vielleicht eine andere Seite zu der BBC Dokumentation über Narendra Modi gibt, sollte man sich den Streifen anschauen. Das, was darin zweifellos auch wahr ist, ist in Indien verboten worden, weil Herr Modi den finstren Schatten nicht los wird (dass er mal befohlen hat, 3 Tage lang nicht einzugreifen, als Hindus Muslime gejagt und getötet haben auf bestialische Weise. Hindus sehen sich gerne als friedlich, das kann noch eine Weile dauern.
Schah Rukh Khan, der hier in dem viel umstrittenen Film „Pathaan“ (der am ersten Spieltag ungeheure Summen einspielte) Neues und vorher selten Gesehenes mit Deepika Padukone zum Besten gibt, ist ein Muslim, der mit einer Hindu Frau verheiratet ist, sich aber als bester Schauspieler durchsetzen konnte. Der Anstoß war, dass Frau Padukone dieses gewagte Kleidungsstück in orangener Farbe trug, also die heilige Farbe der Auserwählten damit kühn ins Lasterhafte geworfen wurde, das ließ die Besucherzahlen nach oben schnellen. Selbst ich war etwas überrascht, als mir Shivani den Trailer zeigte, denn vor Kurzem war Küssen in indischen Filmen noch verboten. Allerdings singt sie hier zur Szene im Film, dass es ihr scheißegal ist, was andere denken, denn sie will einfach tun, was sie will, und dagegen ist ja nichts einzuwenden.
Das war der Montagsbeitrag von mir, die ich gerade mein eigenes, ganz persönliches Indien lebe, das sich auch zuweilen mit diesen Facetten unterhalten kann.

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