wundern

Nach dem Wust an dunkelumwölkten Nachrichten, denen man sich selbst über karge 3 Minuten Zufuhr aussetzt, und nach einer Reihe von geistigen und körperlichen Unbefindlichkeiten meinerseits, die durch Anhäufung unnützer Gedanken entstanden waren, konnte sich der ansonsten eher plump klingende Satz „Es ist anders, als man denkt“  zu einem Realitäts-Check entwickeln und durch günstige Verläufe endlich ein Ende finden. In diesem Sinne hatte ich eigentlich vor, heute früh ein ungeschminktes Photo vom Himmel in seiner steten Gräue zu machen, nicht ohne einiger Poeten zu gedenken, die wohl u.a. auch an diesen Himmeln gescheitert waren. Aber siehe da: ungewohnte Erhellungen zeigten sich am Firmament, was zu tiefem Durchatmen anregte. Vorgestern war ich zum ersten Mal gezwungen worden, mich testen zu lassen und stellte mir eine endlos im tröpfelnden Regen wartende Menschenschlange bis an den Rand der Straße vor. Dann aber war es so leer, dass wir Wenigen nur auf den Ausdruck des Resultats warten mussten, von sehr freundlichen Menschen gereicht. Wohlwollend fielen die Augen auf das erwartete Wort: negativ, hier mal mit positiver Konnotation. Das bringt mich erst einmal zu dem, was frei von Wundern ist. Der Papst zum Beispiel, von jemandem als weißer Elefant benannt, den sich keiner traut zu beflecken. Und nun hat die öffentliche Befleckung dennoch stattgefunden, und ich denke an viele Geschichten aus den religiösen Kreisen Indiens, in denen es nicht besser aussah, und auch dort den Heerscharen der Opfer keinerlei Gehör geschenkt wurde, sondern alles wurde verdreht und versteckt und im finsteren Bündnis mit Anderen gutgeheißen. „Jetzt austreten?“ fragt es auf der Titelseite der Zeitung, und ja!, rufe ich da herzhaft und vermutlich wirkungslos ins All hinein, ja! Austreten! Aufhören, was nie mehr geflickt werden kann. Mit was für einer Substanz soll da eine neue Institution aufgebaut werden können, wenn es noch nicht einmal ein Vorgestern gibt, wo etwas aufhört, sondern das läuft doch einfach weiter, weil die Missstände noch weiter und dann noch weiter zurückliegen. Und auf all das dann die grotesken Gewänder, die hohen Hüte und der Hirtenstab. Weg mit dem Zirkus, denn der Abgrund der Bedeutungslosigkeit all dieser Einrichtungen ist doch bereits erreicht. Die Followers sind gefragt sich zu überprüfen, u.a. auch, um dem immerhin gut informierten und daher wacheren Bewusstsein etwas gerecht zu werden und das nicht aus kindlichen Bedürfnissen heraus zu missachten, nur, um keine Eigenverantwortung übernehmen zu müssen. Natürlich kann man auch einfach ab und zu mal erschrecken in der Vorstellung, wie viele durchaus krankhafte Gehirne sich durch das Daseinsgewebe bewegen. Das alles also bedenkend, sitzen wir dann beim Frühstück, bereits erstaunt über die blauen Flecken am Himmel. Doch dann werden wir verzaubert. Sieben Rehe, die wir noch nie gesehen hatten, betraten unseren Garten. Und eines war weiß. Ein weißes Reh. Das macht doch was mit einem. Auf schnellstem und mühelosestem Weg erreicht man das eigene, ursprüngliche Kinderauge. Hemmungslos strömt das Entzücken über die Macht der Natur, so als hätte man vergessen, wie sie einen durchtragen kann durch so manches Beschwerliche.  Und diese Wesen, die irgendwo wohnen und einfach nur sind, was sie sind!

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