messen

In allen Bereichen des Daseins bietet einem das Lebendige ständig Überraschungen an, und man ist mal hier, mal dort mit mehr oder weniger innerer Intensität beteiligt. Zum Beispiel fand ich Amerika für mich, als ich mit sechzehn Jahren dorthin  meine erste Reise machte, sehr spannend, und frei kam es mir vor, obwohl mich Autofahrer einmal beschimpften, als ich mit einem farbigen Studenten der Stanford University von dort aus irgendwo hintrampte, denn wo unsere Freunde lebten, gab es diese Diskriminierungen eher selten. Zur Zeit verlagert sich das erlahmende Interesse am amerikanischen Tun eher auf die Frage, wie lange es wohl noch dauern wird, bis es gelingt, Donald Trump zur Rechenschaft zu ziehen für Machenschaften, für die andere schon längst im Knast sitzen würden. Allerdings ist es auch schon ziemlich spät auf der unsichtbaren Uhr, die den kosmischen Gongschlag einleitet, wenn er gebraucht wird. Trotzdem ist alles, was mit der Angst angemessen umgehen kann, immer ein gutes Zeichen. Die Angst fühlt sich im Meditationsraum genauso zuhause wie neben Putin. Man würde seinen Worten gerne glauben können, kann man aber nicht. Fiebriges Denken ist die Folge. Wird er oder wird er nicht? Und was dann. Immerhin sind wir nur ungefähr 900 km von der Grenze entfernt. Also ein bisschen Katz und Maus, mal hin, mal her, denn auch Putin muss natürlich herumgrübeln, ob er das will oder nicht, oder ob das mit dem Militärübungswitz nicht auch schon zu spät ist. Die Inder, oder besser die paar (wenigen) Hindus, die sich noch in den ziemlich hochqualifizierten Schriften auskennen, könnten sich jetzt zurücklehnen und müde lächeln, denn sie wissen es ja schon sehr lange, dass im dunklen Zeitalter des Todes die verfügbaren Throne von falschen Leuten besetzt sind. Nur was hilft’s, wenn nur ein paar Inder das wissen. Immerhin gibt es in ihrer Finsternis einen Lichtblick. Der ist im Gegensatz zur Schwärze des menschlichen Verhaltens sehr klein, aber dennoch birgt dieser Blick ein Leuchten in sich, denn irgendwann ist auch die Scheußlichkeit ausgereizt und kann mit nichts mehr gesteigert werden. Wir sehen die Institution der Kirche im Dreck versinken. Selbst am Heiligen Stuhl frisst sich der Schimmel durch. Das habe ich auch in Indien erlebt. So lange auf alle Arten und Weisen hingeschaut, bis tatsächlich alles sich als leer und bedeutungslos entpuppte, eben genau dann, wenn man das Leuchten wieder wahrnehmen kann. Nicht in Ländern oder Religionen oder den politischen Deals, nein, sondern in sich, denn nun  ist man stocknüchtern und stellt mit einer Pfauenfeder keinen Bezug zu einem Liebesgott-Stirnschmuck mehr her. Man lässt das Wundern und die Wunder und die Verwundungen ihre Arbeit tun und wendet sich der eigenen zu, so gut man es eben kann, und siehe, das ist manchmal schon ganz gut, gemessen an der kleinen und an der größeren Latte.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert