Zwei II

Σ

So, nochmal zum Einprägen die Zwei in bildlicher Form, hier als zwei kleine Geschenke unserer Gäste. Die Objekte sind total identisch gegossen, scheinen aber schon durch den Lichteinfluss einen anderen Gesichtsausdruck anzunehmen. Würde man es nur so tief verstehen, dass es einem immer gegenwärtig ist: dass jeder Gedanke, jedes Gefühl, jede Einstellung eine unterschiedliche Wahrnehmung in mir auslösen kann, und dass ich gemäß dieser Wahrnehmung die Welt sehe, in der ich lebe und die ich genau dadurch geprägt habe und weiterhin präge. Auch höre ich in gewissen Momenten ungern einen Einwurf wie den (z.B.) über die saudi arabischen Frauen, ja was sollen die denn bestimmen dürfen, wenn man sie nicht mal Auto fahren lässt. Aber ich plädiere ja weiterhin für den Geist, mit dem sich bekanntlich jede/r verbinden kann, denn durch Denken und Kontemplieren meiner Situation entstehen mir entsprechende Seinsweisen, die ich mir zumindest schon mal vorstellen kann, bevor ich mich mit dem Konstruieren der Wege befasse, die die Vorstellung in eine Manifestation bringen (können). Die Schöpfungskraft, gerne den Göttern zugeschrieben, legt sich natürlich erst einmal als eine Last auf die Schultern der lernwilligen Menschen. Irgendwann steht man an einer Stelle im (kosmischen) Raum und muss sich entscheiden, ob man das möchte: sich selbst verstehen. Woher kommt diese Neugier, dieser Impuls? Warum greift die Hand eher zu diesem als zu jenem Buch, zu diesem oder jenem Denken. Da ich selbst auf diese Frage, nämlich warum mir dieser Weg des Erkennens wesentlicher schien als alles andere, was zum Angebot stand an menschlichen Entscheidungssträngen, keine Antwort finde, habe ich mir angewöhnt, mich einen Glückskeks zu nennen. Das bleibt im Garten des Humors gut aufgehoben und kann damit umgehen, dass es nicht weiß, warum es sich so glücklich schätzt.Tatsächlich ist auch Denken Glücksache, aber vor allem ist es Glücksache, wenn es eingebettet ist in einen Großraum, in dem es lediglich die Funktion eines Tonarms auf dem Plattenspieler hat. Allerdings entsteht gerade dadurch die Musik, und es kommt darauf an, was auf der Platte gespeichert ist. Deswegen klingt das zwar alles sehr bekannt, aber man vergisst allzu leicht, dass tatsächlich jeder Nu neu ist und anders als jeder andere zuvor. Der Himmel anders, die Wolken anders, der Regen anders, die Stimmung anders, ich anders. Ja wie bin ich denn. Diese Frage einigermaßen redlich zu beantworten ist ein wahrer Kraftakt. Gewöhnt man sich allerdings daran, sie im lebendigen Geschehen beweglich zu halten, zeigen sich auch immer mehr Möglichkeiten des Handlungsspielraums.Nun schule ich mich, so mit den sich zeigenden Ereignissen umzugehen, dass es zu einer Art Zufriedenheit führt. Nicht unbedingt die satte, schläfrige Art, sondern eher die nüchterne, durch die sich immer noch was verändern kann, wenn neue Einblicke in das Gewohnte dazu kommen und das bereits Vorhandene erweitern. Irgendwo in mir scheint sich eine Verdichtung zu formieren, die ich als Ich und meine Existenz erfahre. Eben durch ihre Beweglichkeit geht sie fast automatisch auf ein weiteres Ich zu, das erweiterte Ich also. Es hat sich einerseits in der erwiesenen Ungewissheit des Seins etabliert, ist aber wach und aufmerksam auf das gerichtet, was sich tut und was ist. Das als kompliziert Empfundene entlässt seinen Bann und zollt dem Komplexen Respekt. Denn abenteuerlich und komplex ist es nun einmal, das kann man nicht leugnen.

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