Anreiz

Ein kühner Satz, den ich im Reich der Zettel wiedergefunden habe. Er ist (leider) nicht von mir, sondern gilt als Mantra der indischen Kali, mit der ich günstigerweise hier eine Verbindung spüre, wodurch ich wiederum indischen Gegenübern mich zuweilen dieses Satzes bedienen konnte. Anders als die indische Kali reise ich (u.a.) auf einem Surfboard und bin mir bewusst darüber, dass es zu einer gelungenen Reise gehört, wieder möglichst ungeschoren zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Natürlich wäre es interessant, auch diesen Worten etwas gegenüber zu stellen, das sie gleichermaßen bestätigt wie enthebelt. Zum Einen kann man schon hinter sich lassen, dass Worte nicht in die Lehre führen sollten, zumindest verlange ich das von meinen. Eher sollen sie aus möglichst vielen Lehren herausführen, soweit da meinerseits überhaupt noch ein Fünklein Gefahr droht aus dieser Richtung. Andrerseits könnte man bedenken, dass Worte zum Beispiel auch bewusst in eine Leere führen könnten, es käme auf die Leere an. Das stimmt mich insofern kreativ, da ich zur Zeit damit beschäftigt bin, mir einen Pfad aus den Anreizen der Meinungsbildungen zu buddeln. Ich sage nicht, man solle sie, die Meinungen, nicht heranzüchten und eine Weile haben, bis man weiß, durch welche subatomaren Partikeln sie sich in Bereitschaft bringen. Unterwegs kann man lernen, kurz vor der Versklavung noch einmal in einen gesunden Schrecken zu taumeln und sich daran zu erinnern, dass nur konsequentes Selbstdenken zumindest zu einer Übergangslösung führen kann, ähnlich gewissen Medikamenten, die nur bedingt und zeitlich begrenzt von Nutzen sind, bevor sie sich als Schädlinge entlarven. Nun empfinde ich auf dieser Spurensuche nach den Zeichen einer hochpotenten Leere, die gleichzeitig Fülle sein kann, eine gewisse Dankbarkeit dem Pandemiegeschehen gegenüber, denn um sich auf neue Wege zu begeben, braucht es die notwendige Meinungserschöpfung. Sie kann entstehen durch gründliches Jonglieren, Beweisenwollen, Lavieren, Kritisieren, Besserwissenwollen, Oberflächendenken, Wortkutschieren, kurz, ein Gefangengenommenwerden von allen möglichen Worten, die sich als Themen tarnen, in Wirklichkeit weder bedacht noch begrübelt werden müssen, denn sie gehen einen schlicht und einfach nichts an. In Wirklichkeit, von der man selten weiß, wie wirklich sie wirklich ist, geht es eigentlich gar nicht so sehr um die Worte, sondern um das, aus was sie hervorgehen. Die leidige Frage: Bin ich tatsächlich vehement für oder gegen Impfen dient hier als Beispiel. Nach einigem Hin und Her und dem üblichen Für und Wider erscheint mir an diesem Punkt des Widersinns die amosphärische Herstellung eines Leerraumes als ein im wahrsten Sinne außerordentlicher Anreiz. Ich werfe mich also verhältnismäßig ungehindert an den Bug des Schiffes und ergreife das Steuerrad, hier als Tastatur verkleidet. Automatisch erscheint der Satz „Der Weg ist das Ziel“, denn besser könnte man es nicht ausdrücken, wenn man bewusst eine Fahrt beginnt, aber das Ziel nicht aus einer gesund wirkenden Karotte besteht, sondern nur aus einer gewissen Sicherheit, sich innerlich zuhause zu fühlen, wo auch immer man sei. Gut, es geht in die Praxis, das ist immer etwas anderes als die Worte. Doch bewegt man sich entschlossen und klar im Freiraum des Ungewissen, ist man bald vom eigenen Staunen umgeben. Daran erkennt man dann ein Genug.

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