originell

Da ich in Hinblick auf meine deutsche Staatsangehörigkeit immer mal wieder feststellen konnte, wie durchaus gut es mir unter der politischen Führung von Angela Merkel in Deutschland ging, war ich erfreut, wenn auch nicht überrascht, dass ihr im internationalen Kreis einer Vollversammlung noch einmal durch „standing ovations“ Respekt gezollt wurde für den unermüdlichen Einsatz, mit dem sie ihre Werte durchzusetzen vermochte, aber auch begabt war mit einer Leidenschaft für den Kompromiss, also das Gelingen menschlicher Verbindungen. Und die humorvolle Bemerkung eines Politikers, die Vollversammlung ohne Frau Merkel wäre wie Paris ohne den Eiffelturm, das ist schon ein ziemliches Lob. Sie hat auch was Goldiges, das muss man ihr lassen. Es ist schön und verzaubernd, wenn ein stocknüchterner und gewissenhafter Mensch in einer Sekunde aussehen kann wie ein liebevoll lächelndes Kind, das konnte sie auch. Nach einigen Nachkontemplationen über die Rolle von Beuys in der Welt der Künste kommt mir nun Angela Merkel in den Sinn mit dem Begriff „Original“. Was ist es, ein Original, oder besser, was verstehe ich darunter. An dem Wort hängt ja so ein bisschen der Ton von etwas Seltsamem, das man sonst bei den vielen Anderen nicht findet, und oft treffen Mitmenschen die Wahl, sich darüber lustig zu machen. Gerne wird darüber lustig gemacht, was nicht so leicht einzuordnen ist in das flüchtig Gewohnte. Ein Mensch tritt auf irgendeine Weise hervor und ist anders als die Anderen um ihn herum. In Wirklichkeit gilt das für jeden einzelnen Menschen, doch erhebt nicht jede/r Anspruch auf eigenes Sein. (Oder doch?) Denn „Original“ heißt ja, dass jemand aus der eigenen Quelle herauslebt. Nun wird das Interesse an den Quellennachweisen sehr unterschiedlich gehandhabt, und vermutlich erfahren sich eher wenige Menschen als eine lebendige Quelle, aus der permanent nichts anderes als ihr eigenes Wesen heraussprudelt. Deswegen ist es wohl auch an Lehrstellen geistiger Praktiken und Forschungen üblicher, von einem Weg „zurück zur Quelle“ zu sprechen , als direkt von der Quelle ausgehen zu können. Auch bei natürlichen Quellen denkt man an steinige Wege (meine Bilder), auf denen Eremiten oder Eremitinnen sich mit flackernden Laternenlichtern durch unwegsames Geröll vorwärts tasten, einer nahezu untrüglichen Witterung folgend, sodass letztendlich das „Seh-Sam“ Mantra insofern wirksam wird, dass der in eine Ackerfurche der Synapsen  sorgfältig gelegte Samen hier an unerwarteter Stelle seine Früchte trägt und zu dem erfreulichen Ergebnis führt, dass langsam aber sicher Licht in die Sache kommt, die dadurch menschlich belichtet wird. Ach ja, ein berühmter, mühsamer Weg, für den man ungeahnte Kräfte braucht, die aber zweifelsfrei in einem selbst schlummern, denn sonst käme man mit all dem, was dazu gehört, gar nicht in Kontakt. Und da, wo es wirklich originell wird, geht es auf einmal um gar nichts anderes als Kontaktaufnahme, denn dann versteht man, was es bedeutet, und dass man ohne Verbindung die Quellen nicht erfahren kann.

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