räumlich

Auch in sogenannten (ja wie soll ich sie denn nennen), also ich nenne sie jetzt einfach mal Kreise oder Individuen, in denen auf unerklärliche Weise ein Interesse sich gezeigt hat, die innere Welt als eine von der äußeren Welt unabhängige Energie oder Räumlichkeit zu sehen. Wodurch es ermöglicht wird, zwischen innen und außen nicht nur unterschiedliche Wahrnehmungen zu kultivieren, sondern in letzter Konsequenz durch Kenntnisnahme dieser Unterscheidung eine Ausgleichung zu erreichen, die wesentlich zu einem entspannteren Umgang mit den Gegebenheiten beitragen kann. Da allerdings alles von uns Menschen Produzierte nur ein Resultat innerer Vorgänge sein kann, kommt es vielleicht eher darauf an, einmal festzustellen, mit welcher Art von Prozessen ich mich eigentlich innerlich beschäftige. Vornehmlich, wenn ich mich irgendwo sitzend vorfinde, gerade beruflich nichts zu bedenken habe und dadurch merken kann, dass ich gar nicht weiß, was in mir vorgeht. Ist es wegen übermäßigem Input zu einem Stau gekommen, bräuchte so eine Art Verdauung und Klärung eigentlich ein paar Tage. Aber wer hat sie schon, diese Tage? Eine Reha, so höre ich, kann ein äußerst beliebter Ort sein und werden, denn dort herrschen ideale Bedingungen für Menschen, die das dringend brauchen. Eigentlich könnten fast alle Menschen eine Reha gebrauchen, aber ohne den Beweis einer Erkrankung kommt man dort nicht rein. Die Erkrankung muss offensichtlich geworden sein, aber dann!, endlich Ruhe von dem Ganzen. Alle um einen herum wissen, dass man an etwas leidet, und so hat man eine grundlegend offene Einstellung zu Mitherumwandernden. Hat ein schlichtes, leeres Zimmer, in das die mitgebrachten Sachen gut reinpassen und übersichtlich sind. Und kann entspannt warten, bis man zur Badestunde und zum Durchgekenetetwerden gerufen wird. Ich hatte keinesfalls vor, hier Reklame zu machen für Rehas und konnte selber noch keine Erfahrung damit machen, aber von dem Bericht eines Freundes kam es mir so vor, als würde er einen Ashram in Indien beschreiben, wo vor allem Foreigners sich hingeordert haben, um mehr aus sich zu machen, als sie vor sich selbst schienen oder immer noch scheinen. Ich hatte das Glück, in einer geistigen Schulung zu landen, die nicht nur das Gurusystem ablehnte, sondern hauptsächlich unterstützte, dass man mit Anderen oder allein herumsaß und nach innen schaute. Auch diese Schule kam mir schon damals vor wie ein helles Raumschiff, in das man einsteigen konnte, um dort vom Praktizierten das mitzunehmen, was einem zugänglich oder bekömmlich schien, um dann an irgendeiner Haltestelle, die man unbedingt selbst bestimmen musste, wieder auszusteigen und sich umzuschauen, wo man gelandet war. Einerseits hatte man ja unzählbare Stunden in Stille sitzend verbracht, andrerseits wirkte noch der Bann des Systems. Vor allem die deutschen PraktikantInnen fielen damals auf durch leidenschaftliches Tragen von „Silence“-Anstecknadeln, und man konnte erkennen, wie süchtig doch alle waren nach Rückzug. Oder konnte man sich einfach gegenseitig nicht so gut ertragen und hatte nun einen legalen Fluchtweg, sich von Sartres Definition von Hölle (also den Anderen) zu trennen. Man weiß es nicht, denn selbst wenn man sich gerne als eine/n Menschenkenner/in sehen wollte, müsste man zugeben, dass man ohne die Mitteilung der Anderen keinen legalen Weg hat, etwas von ihnen zu wissen. Spannend bleibt, sich einerseits geistig aufhalten zu können, wo man möchte, sei es nun Wüste, Labyrinth, Reha oder Garten,  doch ist nicht zu übersehen, dass Menschen heutzutage wirklich überall sind, und aus welchem Grund sollte man auch einen Ort aufsuchen wollen, wo keine/r  von ihnen zu finden ist, ich meine natürlich: von uns. Doch wie man uns tatsächlich findet, das bleibt (noch) ein Geheimnis. Oder ist es das Geheimnis schlechthin, das findbare Ich und das dadurch gefundene Wir?

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert