weiterhin

Ja, das sind wir auch, wir Menschen eben: zart und gebeutelt von allem Möglichen, und hilflos und ohnmächtig und verletzlich und noch vieles mehr. Man sieht das nicht immer so schnell, denn wir haben alle das extra Drüber-Gesicht, sodass auch die vielen Spiegel, die überall angebracht sind, nicht wirklich reflektieren, was in uns vorgeht. Und wenn, aus welchen Gründen auch immer, das Maß des Unerträglichen auf der Erde zuweilen ansteigt, dann muss ich mich fragen, was von all dem mich etwas angeht und woher ich klare Signale bekomme darüber, was mich tatsächlich nichts angeht. Und hat es sich nicht gezeigt, dass ich nur mitfühlen kann, wenn mich etwas tatsächlich berührt hat, also wenn einem die Fassung verloren geht, was dann das Spürbare vorwärts transportiert. Und wo reifte es denn im Verborgenen? Das Maß geht eben auch ganz hoch nach oben, so weit man eben die Höhe auszuloten vermag, und tief stürzt es hinunter ins Bodenlose, und man muss oben wie unten aufpassen, mit was es sich jeweils verbindet, denn überall kann man im noch Ungenannten verlorengehen. Das hat mich öfters mal geschmerzt, wie menschliche Wesen die Skala ihrer Potentiale ungenutzt lassen, und meist kann ein Schock nur nachträglich als etwas Not-wendiges gesehen werden, also die Wende einer Not, über die man gar kein Bewusstsein nährte vor der plötzlich weißen Strähne in der Mitte des Haares. Und wenn dann auf einmal nicht nur ein Land, nein, ganz viele Länder überschwemmt werden, dann merkt man, dass es ja gar nicht reicht für alle außer vielleicht für diejenigen, die beruflich an die Katastrophen gebunden sind und ihre Bilder durch die Kanäle jagen. Und auf einmal, es ist schon sehr spät, wird schlagartig klar, wie die Dinge zusammenhängen, und nicht nur die Poesie der zuckenden Wimper, die im Schmetterling etwas auslöst, einen Tropfen Wahrheit birgt. Heute früh beim Frühstück sprach jemand von der Schneeschmelze. Ich wusste gar nicht, dass die Sonne das weiße Eis des Winters gar nicht schmelzen kann. Wenn aber die Luftverschmutzung sich auf die Gletscher senkt und dort eine graue Schicht erzeugt, dann richtet die Sonne ein Unheil an, das gar nicht in ihrem Programm enthalten war. Mit berechtigter Sorge beobachten wir Menschen dann als eigentliche Verursacher der Lebensgefahren die Entwicklungen, die unser Tun begleiten. Das sieht nicht gut aus, außer man eignet sich einen weiteren Blick an, der alles offen lässt für das, was noch möglich ist und immer möglich war. Diesen Blick nimmt man nach innen und schaut nach, wie man all das, was man vorfindet, so ausloten kann, dass es sich der Erstarrung entzieht und man weiterhin teilnehmen kann am lebendigen Vorgang.

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