Ever given

Man kann doch nicht leugnen (doch, kann man, wenn man möchte), dass das mit Gütern vollgepfropfte Container Schiff, das im Hals des Suez Kanals stecken geblieben war und weitere 350 Schiffe hinter sich blockiert hat/te, sich symbolisch bestens eignet, entweder für eigene oder auch für Weltzustände. Es gab ja zu Beginn der sich langsam enthüllenden Problematik für die ersten Kapitäne eine Möglichkeit, umzukehren, um den zeitaufwendigen  Umweg zu fahren, also ein Risiko einzugehen, das man einschätzen können muss und sich unter Umständen verrechnet. Denn wäre die Entblockung schneller vorangegangen, wäre der Zeitaufwand und die vielleicht schnell zu transportierende, verderbliche Ware als Fehler auf den Schultern des Entscheiders gelegen. Eine vielleicht nicht ganz persönliche Entscheidung, die aber mitgetragen werden muss. Nun erfahren wir auch, dass dieses riesige Blockierteil den Namen ‚Ever given‘ trägt. Bestimmt gibt es dazu eine Anekdote, wo jemand jemand anderen für immer etwas gegeben hat oder geben wollte, wobei es sich eigentlich als ‚jemals gegeben‘ übersetzt und solchermaßen als Frage tauglich wäre. Jemals gegeben? Auf jeden Fall gibt die ‚Ever Given‘ jetzt den Weg frei, und der ganze Vorfall prägt sich in die Memoiren der Lebenden ein wie die zerberstenden Substanzen der New Yorker Zwillingstürme. Man lernt dadurch, was alles möglich ist jenseits der eigenen Vorstellungskraft. Allerdings hatte ich auch einmal die Erfahrung, dass in mir nicht alles, aber etwas zerbrach oder barst, und selbst heute noch kommt es mir in Erinnerung so vor, als hätte es sehr lange gedauert, bis die Atome wieder eine Ruhe fanden. Es sind Angebote und Möglichkeiten der Veränderung. Dann sind wir auch Spieler und können so tun, als wühle uns etwas so richtig auf, aber dann kommt etwas, was wirklich aufwühlt, dann kennt man den Unterschied. Und es ist sicherlich zu beobachten, dass sich Menschen  in Notfällen mehr in die Augen schauen, das kann verschiedene Gründe haben und ist mit Maske sicherlich noch einmal eine extra Herausforderung. Vielleicht sucht das Auge nach Resonanz, nach Verbindung, denn einerseits ist man allein in der Not, und andrerseits eben nicht. Es kommt auf die Qualität der Verbindungen an, oder auf die Fähigkeit, im richtigen Moment die erleichternde Eingebung zu haben. Oder das Interesse an der Komplexität menschlicher Verhältnisse, die zu tieferem Verständnis führen kann, aber nicht muss. Und jetzt noch ein härterer Lockdown für eine als ’neu‘ benannte Pandemie. Mal sehen, wieweit das Spiel noch den Regeln entsprechen kann, oder ob sie nicht eines schönen Tages außer Kraft gesetzt werden müssen, oder gar sich selbst außer Kraft setzen.  Und es ist ja nicht s o, dass, nur weil Ever Given wieder frei geworden ist, nun alles friedlich im Strom weitergleitet.. Nein, es hat Folgen, manche Resultate sind sogar vorhersehbar. Bei aller Reichhaltigkeit des Ungewissen, (natürlich).

 


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