wirken

Vieles, was permanent um die Pandemie kreist, kann einen angähnen, und man muss aufpassen, dass man nicht zurückgähnt, obwohl Gähnen bekanntlich ansteckend ist. Alle Filmvorstellungen werden zurückgefahren, ich meine jetzt die persönlichen, bereits vorgestellten oder schon bestellten Szenen, die man zu erleben glaubte in einer Zukunft, die es noch nicht gab und die auch kaum einer visionieren konnte. Das nach wie vor Surreale an dem ganzen Vorgang vertieft sich in der Wahrnehmung. Ein heimliches Erlöschen von Welten, die nicht mehr bestehen werden. Gleichzeitig die lang ersehnte Atempause der Natur, wie von selbst erschienen, beziehungsweise im Zugzwang der Katastrophe. Damit man noch mal sehen kann, wie schnell sich Elemente und Menschen und Tiere auch erholen können (oder sterben), wenn das, was zu vernichten droht, nicht zu weit getrieben wird. Wer treibt es zu weit? Gehören die ungezählten gequälten  Lebewesen des Augenblicks schon zum Zuweit? Natürlich gab’s das immer schon, man wusste nur nicht alles gleichzeitig, musste es verdauen und einordnen, oder dem Chaos überlassen und ohne Kompass weitermachen. In der Ruhe, die ein paar präzise Einstellungen hervorbringen kann, entdeckt man immerhin die Freiheit, mit der man auf das Erlebte antworten kann. Es muss ja keine fixierte Weltanschauung sein, wie man sie überall und jederzeit in Hülle und Fülle finden kann, sondern man kann die Sicht kreisen lassen um die Verbindungen herum, die geknüpft werden, um Erfahrenem einen Sinn zuschreiben zu können. So betrachtet man die Welt in rotierender Bewegung, ohne die Wirkung des inneren, unsichtbaren Kerns außer Acht zu lassen. In jeder Hinsicht ist es aber eine einsame Sicht, wenn einsam jetzt erfahren werden kann als Seinsgefühl in einem virtuellen Raum, den keiner betreten kann, weil immer nur Eine/r Zugang hat zu dieser Quelle. Das ist, wenn ich’s mal so nennen kann, das Gute an der Lockdown-Welt. Die Welt der äußeren Verlockungen erfährt eine krasse Bremsspur. Allerdings scheint sich der ganze Inhalt in unermesslichem und unüberprüfbarem Ausmaß in die technische Welt zu ergießen, zu streamen also. Und auf einmal wird der jeweilige Geist des eigenen Stromes gewahr, ohne wirklich vorbereitet zu sein für diese rasanten Energien, die sich hier permanent bewegen, um das zum Ausdruck zu bringen, was sich, auf welche Art und Weise auch immer, durchsetzen konnte und das Spielfeld erreichen. In der Neujahrsnacht hatte ich eine afghanische Frau angerufen für den Happy New Year Gruß, da lag sie im Krankenhaus und hatte gerade einen Sohn geboren, der Elias heißt. In der Zwischenzeit weiß ich, dass Elias noch wegen seiner Blutwerte im Krankenhaus bleiben musste, während die Mutter schon zuhause ist. Schon hat er Schicksal, dachte ich, schon war er wegen dem Blut ohne Mutter. Auf einem Strang seines Lebens wird es darauf ankommen, wie er diese Begebenheit handhabt. Lange Jahre ist es mir ein eher fremdes Thema gewesen, aber jetzt sehe ich, wie präzise das Zusammenspiel zwischen Außen und Innen von Beginn an vor sich geht, und dass es stets und vor allem darauf ankommt, als wessen Geistes Kind ich die Geschehnisse handhabe, und wie gravierend oft die Wirkungen meiner Handlungen sind.

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