Black Friday

Als ich immer wieder ‚Black Friday‘ hörte und geschrieben sah, tat ich mich mal kund. Bei Lord Google sah ich das Wort ‚Saturn‘. Nanu, dachte ich, wo bin ich denn hier gelandet, bevor ich verstand, dass es der Laden war, also Saturn. Saturn mit Angeboten, auch hier in Deutschland, obwohl wir hier ja gar keine Truthähne an einem Donnerstag verspeisen,  auf den eben dann der Schwarze Freitag folgt, der eigentlich nur ein Brückentag ist, weil viele amerikanische Menschen da ein verlängertes Wochende machen, bietet sich an. Das Schwarz kommt also daher, dass verdammt viel weniger gearbeitet wird, daher die Dunkelheit. Aber natürlich wäre ‚Heller Freitag‘ auch nicht besser, denn wenn an diesem Tag alle wie üblich einkaufen gehen, um dem traditionellen Pflichtrausch des Kaufens zu frönen, dann kann das unter den herrschenden Bedingungen und der verkündeten Gefahr des Superspreadertums nichts wirklich Fröhliches werden, auch wenn auf den Piazzas der vermisste Glühwein ausgeschenkt werden würde. Der Verlust, der entsteht, wird keine, sondern i s t schon eine Katastrophe, egal, wieviele Milliarden noch hervorgezaubert werden können. Zum Glück bin ich auch keine Großmutter, die von Enkeln bedacht werden muss, da es sie gar nicht gibt. Fridays sind ja eigentlich gepachtet for Futures, und in Indien geht man gerne freitags zur Friedensgöttin Santoshi Ma, denn die Freitage gehören dort den Göttinnen. Aber heute ist er halt mal dem Schwarzen gewidmet. Das Schwarz kann sehr schön sein, vor allem mit einem Schuss Gold drin, der das Licht der Schwärze hervorlocken kann. Reizvoll kann auch die ganz dichte Schwärze sein, das ist nicht einfach, und vielleicht scheut man eher zurück vor dichtem Schwarz und dem, was es verbergen kann. Zum Beispiel war ja vor dem amerikanischen Truthahndonnerstag  der Mittwoch, morgens in den deutschen Nachrichten  als Tag gegen die Gewalt an Frauen und Mädchen deklariert. Eine Frau meinte, man könnte sich das ja in der Gesellschaft kaum vorstellen, wie viel Gewalt hier hinter den Wänden wirklich passiert, jetzt mal nur hinter den deutschen Wänden gesehen. Jede Viertelstunde, geht die Studie, wird eine Frau in ihrem Zuhause von einem Mann geschlagen. Soll man oder muss man sich das vorstellen können, darf man und kann man überhaupt sich so etwas vorstellen. Und in den meisten Situationen sind Kinder dabei, die das mitbekommen, und in der Coronazeit ist dieses ganze Unvorstellbare noch 30% angestiegen. Hilft einem das dann, dass man Prozentsätze hört und Resultate der Studien? Ich habe auch einmal im Früher gedacht: einmal auch nur ein Hauch von sowas, und weg bin ich. Aber sie bleiben, weil sie nicht wissen, wohin. Und noch vieles mehr, was ihnen keiner beigebracht hat, nämlich dass sie ein Recht haben auf ihr Leben wie alle Anderen, und dass jedes Frauenhaus als Übergangsstation besser ist als ein Mann, der eine Frau schlägt. Schlagen hat viele unakzeptable Nebeneffekte, aber vor allem macht es mundtot. Diese Mundtotgemachten entkommen dann also unter förderlichen Umständen und können sich etwas erholen an Orten mit geheimgehaltenen Adressen, bevor irgendein Weiter sich auftut, in dem die Angst vor dem schlagenden Mann etwas abebbt. Ebbt sie ab? Und weil es schwärzer kaum geht, lass ich das einfach mal so stehen: dicht, schwer und tiefschwarz.

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