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Diese Woche hat es in sich, das behaupte ich jetzt einfach mal. Nicht nur geschah nachts still vor sich hin die wärmste Novembernacht seit Klimaaufzeichnungen, und was sehe ich da heute mit eigenen Augen: ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel, offensichtlich ein Nachzügler des Oktobergoldes. Ja, es geht um viel, und ich habe vor, persönliche Aussagen nicht einzuschränken, wenn man das überhaupt kann, denn  man kann sich ja nicht wirklich entkommen, egal, wie die Silben klingen, die aus dem Mund kommen. Ich komme ja, wenn damals auch sehr winzig, aber dennoch komme ich aus Berlin, darüber habe ich mich immer gefreut, wer kommt nicht gern aus Berlin. Aber ich komme noch aus dem dunklen Berlin, dem finsteren Höllenschlund, dem entwordenen Urgrund. Ich erinnere mich auch noch vage an die PX-Tüten der Amerikaner, diese großen braunen Tüten, aus denen die Waren herausquollen, und man nannte die Amerikaner ja auch die Befreier. Vielleicht übten sie tatsächlich einen befreienden Einfluss auf mich aus, denn ganz früh war ich eine Weile in Amerika, dann Jahre später mit dem Living Theater aus New York unterwegs, weltweit auf Tour und zurück nach Amerika, wo sich riesiger Erfolg dieser zeitgemäßen Pulsfühlung mit einem Wunsch nach Entfesselung verband, die auf der ganzen Erde ihre Blüten trieb. Manchmal kann man sich auf das Volk verlassen, das zuweilen zur Triebfeder wird für globale Veränderungen, meist durch Anarchie oder Chaos, wobei durch den Wirbel dann oft nicht genügend nachgedacht wird über den Plan danach. Nun also ab heute der wichtigste Wahltag in der Geschichte der amerikanischen Wahlen, das sehe ich auch so. Wäre ich den Göttern noch aktiv zugewandt, könnte ich mir vorstellen, sie für Biden, bzw. Kamala Harris zu gewinnen, aber vielleicht wären sie da schon gewonnen gewesen oder keiner bräuchte gewonnen werden, denn alle sehen doch, was hier wichtig ist. Und eben genau so ist es nicht. Es ist eben nicht gewiss, weil man nicht weiß, was in den menschlichen Gehirnen vor sich geht und zu was für Gewaltakten sie bereit sind, um ihren Plan umzusetzen, sei er auch noch so begrenzt. Manchmal leidet man ja auch für die Länder, meine Güte, Indien, Amerika, sich langsam am Boden dahinschleppend mit den leeren Geboten und Tempeln, gefesselt ans scheinbar Unvermeidliche. Zuerst ist es doch meistens vermeidbar, bis es sich als unvermeidbar erweist, die Krankheit, der Krieg, die Wahl. Man sieht die momentanen Herren der Erde nach ihren Betablockern greifen, vielleicht auch nach einem Döschen Koks, das ist schwer zu wissen, auf welche Art von Betäubung sie anspringen, oder Betäubtsein als Persönlichkeitskult, wer soll es wissen, eben keiner. Sie sind gespannt, ob ihre illegalen Aktivitäten nicht doch noch eine Chance haben, denn es wäre doch z u schade, wenn sie ihr Trump-Püppchen verlieren müssten, mit dem man prima zocken kann, denn er merkt gar nicht, wie man ihn sieht, da er Lebzeitspräsenz zelebriert im Trump Tower, und vorbei die Zeit des Rapunzelns. Einerseits wollte man gerne mithelfen, die Schachfigur vom Brett zu drängen, andrerseits merkte ich plötzlich, dass das Fieber nachgelassen hatte, neinnein, nicht das Virusfieber, sondern die amerikanische Fieberkarotte vor meinem Gesicht, ach mögen sie doch, the american friends and people, zu sich kommen und uns rund um den Globus trotz Pandemie einen Nu lang feiern lassen, bevor weiter geleistet werden muss. Aber à propos Virus: ohne das Virus und seines Gegners Handhabung davon hätte Joe Biden nie eine Chance gehabt zu gewinnen. Nun hat er sie. Außerdem habe ich  Geburtstag in dieser Woche, eben diesmal nicht in Indien, wo keiner wusste, dass ich Geburtstag habe, bis zwei weitere Frauen auftauchten, die auch an meinem Tag Geburtstag hatten. Nun verbindet sich das natürlich alles zu einem schönen fliegenden Teppich, und wenn dann tasächlich mein Geburtstag kommt, werde ich wissen, ob Kamala Harris einmal Präsidentin von Amerika werden wird oder nicht, das ist ja kein Klacks.

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