Perspektivwechsel

Wenn das, wie man es selbst sieht, einfach als ein weiteres Blickfeld da sein kann, für wen und was auch immer (es gibt u.a. ein gewisses Vertrauen in den ja ebenfalls selbst (mit)konstruierten Vorgang), so kann man dabei etwas über sich selbst lernen, und unter Umständen auch über den Anderen. Immer wieder stößt man auch auf die Problematik der Tugendskalen. Wo fühle ich mich durch meine frühere Praxis verpflichtet oder auch genötigt, den angestrebten Umgang mit den Menschen, den Dingen und der Welt immer wieder auf höchster mir vorstellbarer Ebene anzupeilen und gewünschtermaßen zu manifestieren (das Zuhören, das Essen, die Leistung etc), also w o fängt die Karotte am Eselswagen an, mich zu irritieren, und wo hört sie auf, die Große Vision, mich einzulullen  in ihre bunten Fäden, die immer wieder neue Muster vorgaukeln, dabei  liegen diese Muster schon als Potenzen im kleinen Körbchen, in dem man am Flussufer ausgesetzt wurde, oder auch nicht. Nun spricht mich ganz persönlich an (das Wort „reizen“ schien es mir nicht zu treffen, obwohl etwas Reiz auch dabei ist), also das Chaotische und Karottische dieser ganz speziellen Zeit, in der wir uns bewegen (wann kehrt endlich die Normalität zurück, als wenn es sie gäbe) geistig hinüberzuleiten in das Kairotische, also in den kollektiven Schicksalsspalt, der sich für eine ungewisse Zeitspanne geöffnet hat und Freiraum erschafft, der genutzt werden kann, was dem Auftrag des Kairos entspricht. Ja, so sitzt jede/r am Spinnrad und sorgt für neuen Stoff, in dem großartiges Damals und verheißungsvolles Irgendwann neu formiert werden, und vielleicht ja auch, wenn die Überlebenden durch diese Phase hindurch sind, wir den Maschinen beibringen können, wie wir Menschen so sind und handeln in einer globalen Notsituation, damit sie das auch intus haben. Den Perspektivwechsel, den ich selbst an meinem gestrigen Bild vollzogen habe ist, dass sich auf einmal in den gierig verschlingbereiten Mund des Ungeheuers fast wie zufällig ein Vogelmensch eingenistet hat und sich dort wie in einer Eremitenklause beschützt fühlt, oder wie in einem bombensicheren Bunker, was in diesem Fall dem erotischen Wohlbefinden keinen Abbruch tut. Diese Wahrnehmung hat eine besänftigende Wirkung auf das Ungeheuerliche allen menschlichen Missbrauchs und seiner Verzweigungen. Nun, aus größerer Gelassenheit heraus, nimmt man wahr, dass das Auge einem erschreckend vorkam, weil es sieht. Wie ist das möglich?
Und weiter geht’s auf der Reise, genau, der Dampfer dampft, der Mensch menscht, und beim Workshoppen basteln wir uns heute einen Perspektivwechsel.

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