träumen


„Vishnu“, wollte ich mein Gepinseltes nennen, denn dieser Hindu- Gott träumt das Universum empor, auch den Schöpfer, also alles. Natürlich hat er auch noch anderes zu tun, was hier nicht Thema ist. Aus dem deutschen Freundeskreis kam dann dieser Artikel über die extreme Luftverschmutzung in den indischen Großstädten und das Bild der Smog-WandlerInnen, das auch einem Traum entstammen könnte. Inzwischen muss Vischnus Träumen ein Albträumen geworden sein, aber der Glaube ist ungebrochen. Es ist mir hier bei Begegnungen bis jetzt gelungen, nicht allzuviel Politisches ins Spiel zu bringen, denn es ist reine Kraftvergeudung. So, wie es vor ein  paar Jahren, als der Plastikverbrauch explodierte (freie Tüten), niemand die Verbindung zwischen sterbender Kuh und weggeworfenem Plastik herstellen wollte, so will nun das indische Volk nach zeitloser Seelenüberzüchtung endlich voran an die Spitze der Welt, will Atomkraft besitzen und als vierte Nation oben auf dem Mond gelandet sein wollten, was dann misslang, nicht, dass der Erfolg nicht noch mehr geschadet hätte. Öfters schon mal habe ich in Indien beobachten können, wie etwas, was bei uns im Westen  schon war, hier an seiner Quelle zu beobachten ist. Gerade gehörte die Welt noch den Göttern, da ist auf einmal die Welt zum Kaufen da. Sehr viele können alles haben, was das Herz begehrt. Was begehrt denn das Herz? Wir, die wir uns aufmachten nach Indien, kamen ja schon aus dem relativ erfüllten Herzbegehren, was den Zugang zu Materie betrifft. Jetzt sehe ich die InderInnen auf eine Weise Geld ausgeben, die mich in Erstaunen versetzt. Ward ihr nicht diejenigen, die mir erzählten, dass ein Meister jeglicher Art nur so viel besitzt, dass es an zwei Nägeln Platz hat. Nun ja, ganz so weit kam ich dann selber nicht, und es ist nichts, was jemand so machen muss. Auch die Einschränkung des Habenwollens ist nur eine Einstellung. Jede/r muss für sich selbst die Konturen stecken. Aber was soll das! Auf den Mond wollen, während die BewohnerInnen der Hauptstadt ersticken. Narendra Modi ist einer dieser Trickster, die man nicht zu fassen kriegt, weil er schon zu viele im Griff hat. Hinter ihm stehen nicht nur Armeeoffiziere, sondern Heerscharen von safranfarbenen „Heiligen“, die dem Sohn eines Teemachers (Modi) große Pläne zutrauen: wieder die blutsreinen Aryer herstellen, deren Stunde nun gekommen ist. Derweilen werden die Gerüste leerer Rituale stabilisiert. Eine Stimme schallt über den See und erinnert die PilgerInnen daran, dass nicht photographiert werden darf. Das muss der schlafende Vishnu gewesen sein, denn kein Mensch hält sich mehr an das Gebot. Nicht nur im Trocknen, sondern auch im Nass wird photographiert und geselfied. Das habe ich auch schon gemerkt: dass das Leben, auch meins, ohne Smartphone nicht mehr denkbar ist. Verführerisch, diese technische Materie, und so unterhaltend.

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