In der Art und Weise, wie ich meinen Pinsel führe, und der Pinsel mich dann auch irgendwo hinführt, entsteht meist ein schöpferisches Spannungsfeld, in dem ich einerseits die Verantwortung trage für das, was dabei herauskommt, aber andrerseits muss ich mich einlassen und entscheiden, was sich zeigen will, oder auch zulassen, wenn sich etwas ganz klar ergibt. Auf der Zeichnung oben ergab sich das Bild einer Mutter. Man selbst oder ein Anderer kann gar nicht ermessen, wieviele Formen der intensiven Qual man eventuell durchlaufen muss oder die einen kurz durchzucken, bis ein Gefühl auftaucht, und mit ihm eine Klarheit, und mit ihm eine Richtung, und dann sieht man, wer zu einem gekommen ist, wer weiß schon warum. Das Kind, das man da sieht, ist auch dazugekommen, und nun ist die Sicht ja schon frei. Man kann wählen zwischen Medea oder einer anderen Art von Mutter, die einem vor Augen kommt. So ein kleines Kind, bemerke ich öfters mal, ist ja nicht schwer zu malen, wenn man nicht unter Druck ist, so etwas wie einen kleinen Jesus daraus basteln zu müssen. Doch auch in uns, wenn wir die Tiefe einer Sache begreifen, bewegen sich biblische Ausmaße. Alles scheint geprägt von diesem Geburtsvorgang und seinen Auswirkungen auf das Kind und seine Umgebung. Das werden Menschen. Der kleine Gast in unserem Haus ist gerade 5 Monate auf der Welt. Mit riesigen Augen starrt er uns minutenlang an. Noch keine Sprache, noch keine Sichtunterscheidung. Nur zarteste Seinsbefindlichkeit. Ob das Licht der Selbsterkenntnis nicht ganz nahe an dieser Befindlichkeit angesiedelt ist? Nach langer Wanderung eine Rückkehr ins ‚Drinsein‘ Nervöses Flüstern und Kichern in den Synapsengängen. Man erinnert sich an die wunderbare Szene in einem Loriot Sketch, wo der Mann einfach nur sitzen will. Wenn man nun das Glück hat, dass einen niemand aus dem Hintergrungd zur Weißglut bringen kann, weil man einfach nur sitzen will, obwohl ein Anderer es nicht erträgt, dann kann man schon eine Ahnung erlangen von der süßen Schwere oder der anregenden Leichtigkeit (usw) des Beisichseins. Dieser Genuss auch der Seinswahrnehmung, der sicherlich auch an der Quelle von Yoga zu finden war und vielleicht auch noch ist. Der Genuss des Aufenthaltes in seiner ganzen maßlosen Bandbreite. Nun war es mir in dieser Navigation nicht vergönnt, bei der Mutter zu bleiben, denn ich habe ein Surfboard, das mein Vater, der Silver Surfer, mir geschenkt hat. Nichtsdestrotrotz geleite ich Passagiere ’safe und sound‘ zum Ausgangspunkt zurück, und habe hier die Gelegenheit, einen wunderbaren Satz, der mir gestern vermittelt wurde, weiterzugeben.: „Nicht überall, wo ‚Mutter draufsteht, ist auch Mutter drin.“ Ein genialer Satz, der uns wie nebenher zu dem mächtigen Wort zurückbringt.