Himmel und Hölle

 

Auch um für Menschen wichtige Festtage herum kann man sehen, dass Himmel und Hölle immer sehr nahe beieinander sind. Da fällt mir doch gerade das Spiel ein, dass so beliebt war unter uns Kindern und das man mit Kreide auf den Pflasterstein zeichnete und hin- und herhüpfte, an die Spielregeln kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Spiel hatte auf jeden Fall erfasst, dass Himmel und Hölle eine gleichermaßen wesentliche Präsenz haben in der lebendigen Wirklichkeit, auch wenn sie nicht immer leicht zu erkennen sind. Es kommt auch auf die jeweiligen Empfindungen an, die auf der Skala zwischen den beiden Feldern stark schwanken können. Für manche kann der Druck der Weihnachtseinkaufspflicht z.B. ein höllischer Trip sein trotz der aufwendigen Lichtergaukeleien, unter denen man sich entscheiden muss, wer was außer all dem, was er oder sie schon hat, noch wollen könnte, oder in das Garnichtsmehrwollen noch eins drauf geben, weil es ja ums Geben gehen soll und ums mit Freude empfangen. In dieser Hinsicht könnte man sich ein tägliches x-mas wünschen, der Faktor x als menschliche Vorstellungsvariante, wie man sich selbst als Mensch so wünscht, und wie weit mit dem Auspacken der Geschenke an sich selbst man damit gekommen ist. Aber da die meisten Feste ja religiöse Hintergründe haben, ist der Schritt von der Leere in die Fülle und wieder zurück schon vorprogrammiert. Schön ist, wenn man sich aussuchen kann, mit wem man feiern möchte, und letztendlich auch wann und wie, sodass keiner belastet wird von obskuren Vorstellungen, die zu bedienen sind. Mami, ich möchte das neue Samsungsmartphone haben mit dem xxxL-display, oder das neue Game aus Südkorea, wo Kim mit einem gekonnten Wurf Donald Trump erledigen kann. Ich bin aber sicher, es gibt noch Orte, wo ein schöner, aufrechter Tannenbaum  geschenkt wurde, an den man süße Kringel hängen kann und allerlei buntes Zeug, und macht ein schönes Essen für die Freunde, die froh sind, eingeladen zu sein in ein Haus, wo es sowas Stressfreies gibt, und  Musik und gute Gespräche. Ich hab‘ gut reden, sehe ich hier doch nicht einmal mehr diese roten Weihnachtsmannsmützen, die vor allem bei Inderinnen so beliebt waren und vielleicht in Bombay und Delhi gekauft werden. Alle haben ja gerade Weihnachtsferien, und viele denken schon, das sei der Hindukalender, dabei ist es der Christenkalender noch aus der Engländerzeit, der vermutlich seiner klaren Struktur wegen bevorzugt blieb. Vielleicht auch wegen dem Sonntag, wo die Bürokratie mal eine dringende Pause hat und zuhause weiterschlafen kann. Sonst wird die Zeit genutzt, im noch vom letzten Fest schmutzstrotzenden Wasser ein heiliges Bad zu nehmen, obwohl die Zeitungen ständig wegen dem umherschleichenden Denguefieber, übertragen von der ägyptischen Fliege, warnen vor der Kälte, da sie sich auch im Winter behaupten konnte und seit ihrer Ankunft reichlich Leichen hinterlassen hat. Ich habe heute den kleinen Holzweihnachtsmann, der praktischerweise schon einen winzigen Tannenbaum in den Händen hält, und den Papierstern oben vom Regal (wo die  Sachen das ganze Jahr rumliegen) heruntergeholt und entstaubt, und die vierte Minikerze des Adventsblechdöschens angezündet, damit das, was ich vom Christentum noch mitkriege, aufleuchten kann. Im Hindukalender läuft die Zeit ja kreisförmig ab, in genau vier Zeitaltern. Ein kluger Kopf hat mir mal erklärt, dass alle vier Zeitalter immer gleichzeitig stattfinden, und dass jeder Mensch frei ist, geistig d e n Raum zu beleben und zu bewohnen, der ihm oder ihr entspricht. Das sehe ich auch so, denn auch wenn man nicht weiß und nie wissen wird, wie die Gebeine der drei Könige ausgerechnet im Kölner Dom landeten, so kann man es doch schön finden, dass sie den Kleinen dann doch noch gefunden haben, weil ein Stern ihnen den Weg wies.

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