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Immer kommt ja der Moment, wo man ein Bild, das man (sich) macht, zu einem Abschluss geführt werden muss. Dabei kann man sich beobachten, wie man manchmal die Stimmigkeit des Abschlusses erfährt, oder das nicht mehr Veränderbare akzeptieren muss, weil es sonst der Vertuschung anheim fallen würde. Anheim fallen, ein schöner Begriff. Vertuschung würde also in das heimliche Heim fallen, und man könnte nicht mehr wirklich etwas darin sehen. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte geplant, eine Kimono tragende Japanerin, die einer männlichen Figur mit mönchischem Kopf in Hundeshaltung einen Spiegel vorhält, dann wäre mir das sicherlich nicht gelungen, denn ich wäre gar nicht auf so eine Idee gekommen. Nun kann ich mich zwar fragen, was aus dem Teich meines Unbewussten alles aufsteigt, was sich nur auf diese Weise kundtun kann. so tut es sich ja nicht einfach kund, sondern ich treffe auf der erzeugten Farbfläche gewisse Entscheidungen, die natürlich dazu führen, dass auch für mich eine gewisse Sicht sich zeigt, die bei einem anderen zu völlig anderen Figuren geführt hätte. Nur überquert man dabei einen sehr großen Raum der Vorstellungskraft, bei der u.a. archaisches Gut sich herauskristallisieren lässt, das auch vom persönlichen Gut einen Abstand hält, ohne es verleugnen zu müssen. So sind die Bilder für mich selbst eine Art freies Bilderbuch, in dessen Darstellungen ich auch jedes Mal etwas anderes sehen kann, entweder, weil ich in einem anderen Zustand bin, oder weil ich meinen Blick darauf bewusst verändere. Oft verbindet sich während des Prozesses das Persönliche direkt mit einem Erkennen, das kann ein bedeutsames Puzzle-Teil des eigenen Bausteins sein, durchaus. Neulich wurde ich mal darauf aufmerksam gemacht, dass in meinen Bildern verhältnismäßig häufig ein kleines Kind auftaucht, auch sehr kleine Kinder, die trotz der einfach punktierten Knopfaugen mit einem alten Blick direkt aus dem Bild schauen. Das gab mir die Gelegenheit zu sagen, dass sie ja nicht zu mir kommen, sondern ich sie, das ist noch nicht so lange her, geradezu bei der leisesten Andeutung heraushole  und in das Bild integriere. Ihr Blick fasziniert mich, die Intimität ihres Daseins. Hier könnte ich auch dazufügen: die Abrundung eines Teils meiner Geschichte durch die Möglichkeiten der Kunst. Kommt also hervor, ihr Gestalten, und lasst mich lesen, was in den geheimen Büchern geschrieben steht, und was zu meinem ganz persönlichen Buch gehört, und was nicht. Um wirklich zu merken, was nicht zu meinem eigenen Buch gehört, muss ich dranbleiben an den unzähligen Anekdoten und sie überprüfen auf Wahrheitsgehalt. Da ich nicht wissen kann, wie es für all die anderen Anwesenden war, als ich bei ihnen war, kann ich nur herausfinden, wie es für mich war. Wie es sich anfühlte dort, wo einen aus irgendwelchen nimmer zu findenden Gründen das Schicksal hingelegt hat, an irgendwelchen wilden Küsten, wo üblicherweise Helden miteinander herumtoben und durch Abwesenheit oder frühen Tod die Existenz ihrer Brut gefährden. Und was ist mit den Müttern der Helden, oder wie geht es den Töchtern der Heldinnen, oder den Kindern der Versager, oder den Enkeln der Missbraucher. Daher vielleicht der hündische Blick in den Spiegel der Mutter, oder aber das Wittern einer Blindheit, die uns geschlagen hat wegen zu viel Wissen und zu viel Informiertwerden über alles, was getan und angetan und gar nicht getan wird, oder schon längst hätte getan werden müssen, hätte man’s früher geahnt oder besser gewusst, oder hätte die Zeichen deuten müssen, nur spielten sie lange genug gar keine Rolle.Wenn es dann eine Rolle spielt, kann das Individuum aufhorchen und sich ein Bild machen von dem Verborgenem, das sich dann, aufgeweckt durch Interesse, auf die eine oder andere Weise meldet.

 


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