flexiganisch

Als meiner Mutter einmal während meines Besuches klar geworden war, dass ich tatsächlich Vegetarierin geworden war und bin, und keine Ausnahmen mit Fleisch machte, stellte sie immer mal wieder die Frage, „ja was esst ihr denn „da“ (Wo? Wer?!?). Wenn man das Fleisch aus den Supermärkten herausbeamen würde, würde es an reiner Essensmasse gar nicht auffallen, so viel fleischloses Allerlei steht da herum. Was allerdings drin ist in den schön verbrämten Substanzen, das zu wissen, das bedarf nicht nur eines Interesses, sondern einer gewissen Meisterschaft, die sicherlich durch Nahrungswissenschaft erworben werden kann. Doch was hat man gemeistert? So, wie auf den Zigarettenpackungen jetzt steht, dass Rauchen tödlich sei und ist, so  liest der essende Mensch von verottetem und ungesundem Fleisch, von massiv gequälten Tieren, von absolut untragbaren Zuständen in Einrichtungen, in denen man auch als Angestellter vergessen muss, dass es sich hier um Lebewesen handelt. Und fragt man, wie es dazu kommen konnte, dann muss man nicht nur lange nachdenken, damit auf der anderen Seite der Geschichte nicht auch Uniformen auftauchen und Ordnungshüter, sondern man kann mal wieder nachschauen, um was es einem selbst geht in diesem lebendigen Moment. Im Zeitmagazin der dieswöchigen Ausgabe ist ein sehr kluger Artikel von Bernd Ulrich erschienen über seine Erfahrungen und den Weg vom Fleischesser über Vegetarier zum Veganer. Es ist ja oft erfrischend, wenn man der Erfahrung eines reflektierten Kopfes zuhören kann, und die nüchterne Klarheit der Erzählung lässt einen aus einer noch beschatteten Gedanken-Ecke heraustreten in eine mögliche Belichtung. So hat mich an seinem Artikel berührt, dass er sich die Mühe machte, auch mit Menschen zu sprechen, die täglich den Tieren die Todesbolzen ins Gehirn jagen, und ein Mann erzählte ihm, dass er nachts Alpträume hat, weil alle Tiere, die er getötet hat, sich im Traum um ihn versammeln und ihn ansehen, was auf ein noch existierendes Gefühl hindeutet. Wann deutet etwas (noch) auf ein nicht (mehr) vorhandenes Gefühl hin. Jonathan Foer, der das wunderbare Buch „Tiere essen“ geschrieben hat, hat mir den unvergesslichen Dialog geschenkt, den ich zumindest sinngemäß wiedergeben kann. Sein Sohn hat ihn gefragt, was da auf seinem Teller liegt. ‚Das sind Tiere, mein Sohn, das sind Tiere‘, hat er wahrheitsgemäß zu ihm gesagt, und noch jetzt macht der Satz was mit mir. Das sind Tiere, muss ich immer noch selbst tiefer begreifen, das sind Tiere, die überall um uns herum irgendwo gequält werden, da hilft kein Verneinen, denn der Kreislauf dieser durch menschliche Gier und Sucht und absolute Grenzenlosigkeit im Verhalten anderen Wesen gegenüber hat sich verselbständigt, wozu man ’normal‘ sagen kann, wenn man hier von der Wahrnehmung einer großen Menge spricht, also uns. Da den Menschen permanent auch so viel Grausames angetan wird, muss man sich ja förmlich zwingen, mal den Tieren die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht nur werden sie gegessen zu unangemessenem Ausmaß, aber ihre Substanzen stecken überall drin. Und wenn man so als Person nicht behandelt werden will, muss man sich umschauen nach anderen Optionen. Die Berührung mit einigen Sätzen dieses Artikels hat mich angeregt, mal wieder zwei Items auszutauschen, um zu schauen, ob es nicht nur alles eine Frage der Gewohnheit ist. Ich finde auch, dass es schmecken muss und ärgere mich manchmal über die vegetarischen Knackwürstchen, so als könnte man geistig doch nicht auf Form und Geschmack verzichten. Und das mit dem Leder und der Wolle liegt für mich noch im Dunkeln, wo ich mich vor den Zwergen fürchte. Wo führt nur Konsequenz aus dem Gerede heraus, und wo fängt der Gartenzwerg an. Jeder kann es ja formulieren wie er es möchte. Gestern habe ich mich mal kurz unterhalten mit der Idee, was für ein Poster ich designen würde, wollte ich mehr Menschen auf flexiblen Veganismus aufmerksam machen, jetzt mal von der Erfolgmasche her gesehen. Ich kam auf zwei Titel, von denen ich mir vorstellen könnte, dass sie einschlagen. Der eine ist „Die heimliche Macht des „Flexiblen Veganismus“ (zwei Fliegen mit einer Klappe, denn man hätte schon den Namen der Bewegung),…und zweitens „Schönheit und Anmut des Flexiblen Veganismus“, das würde dann einen anderen Teil der Menschheit ansprechen. Bitte!, greifen Sie zu! Das mach ich doch gerne!

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