blicken

Die Blicke, die wir auf die Welt werfen, können sehr vielfältig sein. Ja, sie sind so vielfältig wie alle Blicke, die auf sie und das auf ihr ablaufende Drama gerichtet sind, das heißt: unfassbar und unzählbar, auch weil innerhalb eines einzelnen Systems die Blicke und ihre Winkel ständig wechseln. Andrerseits werden Menschen durch Menschen gerne in Gruppen ergründet, bejaht oder verneint, sodass das vermeintlich Verständliche sich manifestieren kann als Beispiel des Verstandenen. Forschung findet auf allen Ebenen statt, denn jeder Anwesende ist mehr oder weniger im Zugzwang, zumindest die eigene Umgebung zu erforschen, um sich selbst ein Sinn zu sein. Auch das Sinnlose erobert Räume, es kommt auf die Einstellung an. In einer Mail wurde mir vermittelt, dass dadurch, dass so viele in sozialen Netwerken  das Repertoire an vorhandenen Bildern benutzen, also z.B. Emojis, man Aufschlüsse über die Person erhalten kann. Klar. Denn auch hier kommt es auf den Blick an, der wiederum im Inneren durch die Einstellungen von Anfang an geformt wird. Dann gibt es weitflächige Übereinstimmungen, die mit Vorsicht zu betrachten sind. Donald Trump hat es wahrlich geschafft, aus vielen Menschen die vorhandene Dosis Empörung hervorzulocken, und es ist sicherlich sein Verdienst, dass keine Reporterstimme mehr ernsthaft mit ihm umgeht. Und trotzdem kann einem unwohl dabei werden und man lässt es lieber ganz sein. Manchmal genügt es ja auch, dass man etwas einmal gründlich versteht, man muss es nicht immer wieder versuchen. Ich wehre mich auch gegen gefestigte Meinungen, dass die Welt eben so sei, wie sie ist. Aber wie ist sie denn? Läuft hier ein abgekartetes Weltprogramm, oder kommt nur auf originelle Weise zusammen, was halt so zusammenpasst? Subatomare Vorgänge also, die in der Quantenphysik zu einer Erkenntnis getrieben haben, die als hütenswertes Geheimnis galt, nämlich, dass es gar keine erforschbaren Ordnungen gab, sondern der Forscher sah nur die Bewegungen seines eigenen Blickes auf der subatomaren Ebene, die wiederum an Gedanken und innere Zustände gebunden sind. Das wäre doch mal eine schöne und unterhaltsame Verantwortung: Die Verantwortung des Blickes! Wie schaue ich überhaupt nach draußen, und wie hängt das mit meiner Innenschau zusammen, und wie bewusst ist mir mein Zustand, mit dem ich jedes vor mir auftauchende Bild färbe. Auch Harvey Weinstein bewegte sich in einer Welt, in der das, was er trieb, nicht als unüblich galt. Es ist ja kein neutraler Beobachter dabei, wenn Grenzen überschritten werden. Auch Frauen sind oft nicht in der Lage, ihre Grenzen zu kennen. Und überhaupt muss das, was generell so großzügig als „Gefühle“ gilt, immer mal überprüft werden. Denn da, wo unreflektierte Süße lauert, liegt oft das Schwert, dem man gewachsen sein muss. Daher ist es ratsam, von den Lehrern abzulassen und den eigenen Lehrauftrag anzunehmen. Denn wenn die leidige Last des verwundeten Ichs freundlich behandelt wurde, die Mutter und der Vater halbwegs erfasst in ihrer Wirkung auf dieses Ich, dann kehrt man doch eines Tages zurück in das Ungeteilte, das gleichermaßen vor und nach dem Geteilten liegt, d.h. vor der Sprache und „nach der Sprache“, was hier lediglich heißt, dass ich durch den verbalen Reflektionsprozess die Art und Weise meines Blickes erkennen kann, also das kostbare, persönliche Gut.

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert