spiralenförmig

Als ich nach einer Möglichkeit suchte, die beim Frühstück durch ihre innere Schönheit ins Auge gefallene Scheibe Rettich in ihrer kosmischen Ganzheit zu photographieren, weil ja das Licht durchscheinen musste, um das Wahrgenommene zu sehen, da bot sich der Kopf des kleinen Buddhas an, der bei uns schon lange da herumsteht, um das Wunderwerk mühelos zu balancieren. Es verblüfft nicht, dass Eremiten/(Innen?) früher mehr in den Himalayas erwartet wurden als im erstickenden Staub indischer Straßen, aber ich denke, es hat vor allem mit der verfügbaren Zeit zu tun, in der man mit sich eine Art Vereinbarung getroffen hat, bestimmte Dinge zu sichten und zu ergründen, die eher mit dem Schlüssel zu den Quellen der Schöpfung, als, sagen wir mal, einer praktischen Erwerbstätigkeit zu tun haben. In den west/östlichen Begegnungen war das übrigens eines der Kernthemen für uns aus dem Westen, dass wir immer mit Erzeugung von Finanzen verbunden wurden, während indische Frauen kostenlos an den jeweiligen Lehrstätten  wohnen konnten, da es für sie in ihrer Tradition keine Alternative gab. Was heißt kostenlos? Der Preis ihrer angemahnten Pflichterfüllungsprogramme schien mir oft höher im Preis als für uns, die wir einige Jahre in Berufssphären herumhantierten, die nicht immer unserer ganz persönlichen Vorstellung entsprachen, aber wo es ganz gezielt um genug Verdienen ging, um die Luxusausbildung  des inneren Seinsaufenthaltes zu finanzieren, um dabei dann allerdings auch wertvolle Erfahrungen zu machen. Wie dem auch sei und war, es braucht immer noch ein gewisses Maß an Muße, in deren geöffnetem Wahrnehmungsraum man sich mit wenig Aufwand daran erinnern kann, wie sich das universelle Geschehen immer noch unermüdlich selbst erklärt, indem es seine Muster und Formen darbietet, die in ihrer eindeutigen Präsenz grundsätzlich auch ohne menschliche Erklärungsnot auskommen könnten. Da aber alles, auch zur erfreulichen Förderung intellektueller Fähigkeiten und menschlicher Möglichkeiten auf dem Seinsfeld, immer wieder aufs Neue alles durchgedeutet wird, auch um eigene Sprache zu erschaffen, die dennoch als Kommunikationsmittel taugt, haben wir, wenn wir in Verbindung mit dem Wesen des Ganzen kommen wollen, einerseits den meditativen Zustand zur Verfügung, andrerseits kommen wir ohne Kommunikationstransport nicht zu den Anderen. Es ist ermüdend, hier immer mal wieder Einspruch zu hören, so, als wüsste man nicht als sprachfähiger Mensch, dass jedes glaubwürdige Wort nur aus einer meditativen bzw. reflektierten Ebene kommen kann. Denn wenn ich mich als hauptsächlich verinnerlicht stabilisiert fühle, kann ich nie sicher sein, ob ich mich nicht im Königreich der Ich-Illusionen befinde, denn wie kann ich d e n Teil in mir erkennen, der nur über den ernsthaft geführten Dialog zu einer ernstzunehmenden Selbstwahrnehmung führt. Zurück zum Rettich, in dessen Name, wie ich sehe, auch ein Ich verborgen ist (Das Rett-Ich). Dann das spiralenförmig angelegte Innere! Vielleicht gibt es in Indien ja deswegen den Spruch „ein Rettich am Tag hält die Sorgen im Zaum“. Jetzt wird es mystisch! Rette sich, wer kann.

One thought on “spiralenförmig

  1. Erika Kenter Antworten

    Heute mal wieder ganz besonders überraschend, amüsant und lehrreich!
    Liebe Grüße in angeregter Laune,
    Erika

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