töten

Natürlich wird auch im Garten (im Kepos) täglich gemordet und gestorben, das muss und kann ja nicht täglich Thema sein unter den Friedenswilligen. Das präzise Erwischen des Blutsaugers, der sich in die Haut des (favorisierten) Tieres gebohrt hat, kann noch eine gewisse hochkonzentrierte Findigkeit in einem hervorrufen, aber dann zappelt das Ungeheuer an der Zeckenzange und man tut, was getan werden muss: man tötet. Es macht den fürchterlichen Knacks, dann das Blut, das das Tier gesammelt hat für die Nachfahren, die wir hier mehr oder minder lustvoll vernichten. Der Dalai Lama Papa, der immer mal wieder was erfreulich Menschliches von sich gibt, hat mal gesagt, er fände es auch schwierig, Moskitos gegenüber friedlich zu sein. Das hat ihm sicher keiner übel genommen, selbst wenn er mal die heilige Schuhsohle ungesehen benutzt hätte, was er wahrscheinlich nicht hat, schließlich ist er der Dalai Lama, der kann das vermutlich, vielleicht beim ewigen Sitzen einen Kontakt mit …gut, ich breche hier ab, denn ich habe keine Ahnung, zu was der Dalai Lama fähig oder unfähig ist. Eine der auffälligsten Aufgaben in dieser Zeit ist m.E., dass man, also jede und jeder, immer mal wieder schauen muss, von wo aus einem Berührung verursacht beziehungsweise geschenkt wird. Auch dafür ist das Weltendrama ja da, dass man, oft notgedrungenerweise,  zurückkehren muss zu sich und herumknobeln mit sich und den Anderen an den ewigen Rätseln des Daseins. Was die äußeren Anekdoten betrifft, so kann man sich darauf verlassen, dass bestimmte Geschichten, die in der Welt passieren, einen selbst und alle mehr oder weniger flüchtig erreichen. Die meisten Menschen haben vermutlich durch ständigen Kontakt mit einer Maschine bereits die totale Überforderung erreicht, denn wie will man entscheiden oder spüren, was einen berührt und wann und warum, und ob ein Weg zurückführt zum eigenen Erleben, mag der Kontext auch noch so unwahrscheinlich scheinen. In den letzten Tagen saß also eine sehr junge Frau privat in einem Intercity, hatte aber ihre Polizistenuniform an mit dem dazugehörigen Revolver an der Seite. Als es blitzschnell klar wurde, dass in einem Streit unter zwei Männern einer davon sterben könnte durch ein Messer, und sie selbst durch Eingreifen verwundet wurde, erschoss sie den Einen. „Einen“ großgeschrieben, weil es vermutlich der Eine und Erste war, den sie erschoss. Töten ist deshalb so schrecklich, hier nochmal Sokrates, weil es schwer ist, mit einem Mörder zu leben. Deswegen erschießen sich vermutlich auch Amokläufer meistens nach dem Killer-Orgasmus, denn wenn die innere Befreiung der Spannung durch Morden vorbei ist, wird sicherlich auch uns und dem jugendlichen Mörder klar, dass da lange nichts mehr Lichtes hinterher kommen kann, egal, wie viel Mitgefühl man für die Tragik von Mörderkindergeschichten aufbringen kann. Der Soldat einer israelischen Spezialeinheit, der aus der Tötungsmaschine ausgestiegen war, empfand es als seine Pflicht zu berichten, wie sie geschult wurden als Scharfschützen, Palästinenser einfach als Ziele zu sehen, egal, ob sie Kinder oder Erwachsene waren. Wie macht ein Mensch das, oder was macht das mit einem Menschen, wenn er den Anderen ganz eindeutig als den Minderwertigen betrachtet, den es zu töten gilt. Während meiner Meditationsschulung ist auch einmal ein Entflohener der amerikanischen Navy Seal Spezialeinheit eingetroffen, der meditieren lernen wollte. Es kann aber auch sein, dass er auf der Flucht war vor seinen  Vorgesetzten oder deren Schergen, weil niemand ungestraft aus so einer Einheit flieht. Er erzählte uns, dass sie die meisten Männer oder Jungs aus den Slums holen und zuerst mit Wertschätzung in die als edel kultivierte Männergemeinde einführen, bis ihm klar wurde, dass er nur zu einem Killertier trainiert wurde, der irgendwo in unbekannten Dschungeln heruntergelassen wurde, um menschliche Störfaktoren zu töten, von deren Leben er absolut keine Ahnung hatte. Das ist einer der vertracktesten Dinge, die man nicht gewillt ist zu verdauen, dass der von allen Daseienden erzeugte Notstand der Welt es keinem Land mehr erlaubt, unbewaffnet zu sein. Von wegen „Du sollst nicht töten!“ Du sollst keine Waffen machen, damit du sie nicht zum Töten benutzen wirst! Auch PoetInnen müssen sich der Entwaffnung widmen, denn sie wissen sehr wohl, dass Worte töten können. Missbrauch kann töten, und Witze auch. Dummheit ist eine der tödlichsten Waffen. Man sorge rechtzeitig vor. Und man tue nicht so, als wäre man von den Waffen schon befreit. Hilfreich finde ich auch den auf uralte Weise praktizierten Kampfsport der „Martial Arts“.  Wenn ich weiß, dass ich töten kann, dann weiß ich, dass ich es deswegen auch lassen kann. Im Garten muss manches vergehen und manches muss sein. Die Waffen können zu Klangkörpern werden…why not.

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