ausloten

Mit allen uns gegebenen oder von uns herbeigerufenen Erfahrungen sind wir, zumindest erst einmal, allein. In den schönen Worten „allein“, hier im Sinne von Einssein mit dem All, und „einsam“, hier im Sinne von „ein Same sein“, also etwas, aus dem heraus sich eigenes Sein noch entfalten muss und kann, liegt gleichermaßen  auch die Schwermut, die das Getrenntsein hervorbringt, etwa durch das Fehlen an Schutz und Unterstützung (in der Kindheit), wenn mir über die vielen Nuancen des Fühlens als Zuneigung und Wohlwollen nicht genug Erfahrung vermittelt wurde. Da totales Getrenntsein nicht wirklich möglich ist, kann man mit der emotionalen Verlagerung der Verbindung auf das eigene Ich zumindest das Alleinsein erforschen, vor allem, wenn man darin eine Weile gar nicht gestört wird. Wenn in dieser Einsamkeit, die verdammt kalt werden kann, noch ein Fünkchen Lebensglut ist, kann die Flamme jederzeit entfacht werden. Menschen, die die Einsamkeit kennen und lieben gelernt haben, wissen, dass es schwer ist, diese Verpuppung, wenn gelungen, zu anderer Zeit wieder zu durchbrechen, um aus dem Konstrukt der Selbstgenügsamkeit  heraus zu finden, ja wie denn? Dann erst kommen doch die Anderen ins Spiel. Was machen die denn da? Spielen sie auch ihr eigenes Spiel, oder sind sie verhakelt und verhäkelt in den Spielen der Anderen. Wer sind überhaupt „die Anderen“? Notgedrungenerweise muss ich an dieser Stelle das Spiel durch mich selbst eröffnen, sonst kann man nicht erwarten, dass sich mein Qualitätsanspruch automatisch vor mir ausbreitet wie ein kostbarer Perserteppich.Es geht hier nicht darum, gesellschaftlich einen guten Eindruck zu machen, so angenehm das in anderen Kontexten auch sein mag, sondern es geht u.a. darum, der Realität eines  anderen Wesens gefühlsmäßig zugeneigt zu sein, sodass die nun konzentrierten, aber naturgemäß beschränkten persönlichen Ansichten erweitert werden können. (Der Gang durch den Steinbruch). In diesem Bereich spielt die Sprache eine wesentliche Rolle, denn sie führt nicht nur zu den Anderen, sondern auch zur Welt und, in Form von Gedanken, Reflektionen und Kontemplationen, zu einem selbst zurück. Ich muss den eigenen Blick auf das ganze Vorhandene schulen, sonst kann ich mein eigenes Sein (und Spiel) darin ja gar nicht erfassen, dann auch nicht die Existenz der Anderen souverän zulassen. Wer ist verantwortlich für die Erzeugung des Frei-Raums, der die Anwesenheit der Liebe erst ermöglicht? Das Ankommen bei sich selbst ermöglicht doch erst den Zugang zu den paar Gefühlen, die uns ermöglicht sind, von einsamer Spitze bis zu tiefster Atementspannung. Und:wie sollte man ohne die besten und tiefschürfendsten Geister unter den Menschen geschult werden? Bis es Zeit ist, das eigene Sein auszuloten.

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