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  Der Tempel des Gottes Shani (Saturn), einmal mit Affe, und heute mit vielen Gaben, weil ja Samstag ist, Shanivar.

Eben: die Götter sind nicht wegzudenken, und selbst wenn man sie wegdenken könnte, wären sie da, denn mir selbst ist nochmal ganz klar geworden, dass es hier in Indien so gut wie nichts gibt, wo sie nicht  in irgendeiner Weise beteiligt sind, sei es in den Namen der Hotels oder auf der Seifenpackung, und die erste erfolgreiche Großproduktion von biologischen Nahrungsmitteln kommt von einem Yogi, dessen Übungen und Produkte von Millionen gekauft und geübt werden, angeblich auch von Narendra Modi, der zu den 364 Festtagen jetzt noch einen Yogatag eingeführt hat. Ja, und wer soll einen in die Höhe ziehen ins aufrechte Sitzen und Pranayama-Atmen, wenn nicht ein göttlicher Haken, der sich von oben her einschaltet und  den widerspenstigen Körper hochhievt. Ist man also in diesem kulturell unauslöschbaren Bewusstsein nicht (mehr) verankert, bleibt einem der Zeugenstand. Das Bezeugen von Dingen, die da sind, ist meines Erachtens eine akzeptable Beschäftigung. Hat man einmal gefunden, was man zu suchen glaubte, ergibt sich automatisch das, was man tut. Dadurch lernt man sich kennen und ist in der glücklichen Lage, sich selbst zu überraschen. Glücklich bedeutet hier nicht, dass alles schön und harmonisch sein muss, sondern es kann einfach für einen d a s sein, was es ist. Da die Gegebenheiten sich oft auf geradezu wunderbare Weise zu fügen scheinen, kehrt man doch irgendwie zurück zu bescheidenerer und respektvoller Aufnahme, da einem einerseits das Gefühl geschenkt wird, in geistiger Freiheit handeln zu können, und andrerseits ist es offensichtlich, dass die Wirkungsquelle der kosmischen Ordnung die tragende Kraft ist und etwas, das man verstehen muss oder kann, will man die Bühne des Spiels als eine lebendige Realität erfassen. Das ist geistig und körperlich bewegend, kein Zweifel. Gestern habe ich mit den Freunden aus Bombay auf ihrem Laptop einen Film  gesehen mit Kangana Renaut, einer Bollywoodschauspielerin  mit bahnbrechender Biographie im Sinne von selbstbestimmten Entscheidungen auf ihrem Weg. In dem Film („Queen“) passiert genau das, was einer jungen Frau passiert ist, die ich letzte Woche mit ihrer Freundin besucht habe: ihre Verlobung war in vollem Gang, beide Familien happy, dass das Kind gut untergebracht ist. Dann annulliert am nächsten Tag der Bräutigam die Hochzeit, wo alles Mögliche schon Hände gewechselt hat, Silber und Gold und vieles mehr. Die Braut wird nur noch bedauert. Bei unserem Besuch waren es gerade zwei Tage her, die junge Frau war noch verloren in der Fassungslosigkeit eines erdrückenden Alptraums. Im Film entschließt sich die Frau, ihre Hochzeitsreise, immer noch organisiert, alleine anzutreten, fährt nach Paris und Amsterdam und macht genug Erfahrungen, um letztendlich, wieder in Indien, dem ehemaligen Verlobten, der nun wieder will, den Verlobungsring zurückzugeben, und bedankt sich bei ihm, sozusagen dafür, dass er nicht ihr Mann geworden ist. Nun gut, ein Movie, ziemlich frische Regie, gute Songs, und immerhin auf Varianten hinweisend, die Samen eines neuen Denkens enthalten. Aus meinen inneren Korridoren, wo die Archive lagern, taucht ein Text auf aus der indischen Urzeit, der besagt, dass es in dieser Zeit (der dunklen), nur der weiblichen Kraft (Shakti) möglich ist, das von männlicher Zerstörungskraft Festgefahrene wieder in eine lebendige Bewegung zu bringen. Die beiden Göttinnen, die für diesen Job geeignet sind, agieren selbstbestimmt und ohne männlichen Einfluss. Der Schmerz braucht für seine Dauer dringend eigene Räume, aber Anregungen aus dem Erfahrungshaushalt der Menschheit sind auch immer willkommen.

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