mal schauen

Wenn einem mal klar wird, dass, egal wie viel oder wie wenig ich aus meinem Blickfeld hinausgebe oder von dem äußeren Blickfeld hereinnehme, es ist und bleibt immer mein Blick, der d a s sieht, was mir, und nur mir, begegnet. Die Einigung auf eine ähnlich wahrnehmbare Räumlichkeit und eine Erkennbarkeit der Handlungsweisen ist Teil des Wunders der menschlichen Kommunikation, doch jede/r ist dennoch gefangen bzw befreit in und durch die eigene Anwesenheit. Ich erlebe das gerade als ein neues Zugeständnis an den individuellen Ausdruck, hier wieder ganz im Sinn von individere, also ungeteilt. Damit ist nicht die mehr oder weniger sorgenvolle Bezogenheit auf das Ich gemeint, sondern eher das Vertrauen in den eigenen Reichtum der Erfahrungen, der es einem ermöglicht, sich selbst dem, was man als angemessen empfindet, näher zu kommen. Oder dem eigenen, reflektierten Geist gerecht werden, indem ich da, wo ich auf Förderliches für mich und andere treffe, unterstützend wirken kann. Es gibt diese Idee einer intuitiven Seinsweise, die einen ohne reflektierende Beobachtung vorwärts bringen soll. Ich finde, dass sich das auch bei KünstlerInnen nicht wirklich bewährt hat. Das Wort und die Rekflektion mögen nicht der letzte Ausdruck sein, und was heißt hier schon „letzter“? Wort und Reflektion sind untrennbar und gut miteinander aufgehoben im Zustand „freischwebender Aufmerksamkeit“ Das lässt sich  verbal leicht  verstehen, aber bedingt nicht ein  Dorthingehen und sich da aufhalten. Das braucht eine Menge Klarheit in den Vorbereitungen. Dieser Zustand einer „Freiheit“ im eigenen Raum ist unter vielen Bedingungen geboren, die dem Vorgang der Geburt nicht unähnlich sind. Auch Ich-Vernichtung, wahrgenommen, reflektiert und erfühlt als eine erlebte Realität, kann einem neuen Phoenix Flügel verleihen. Selbst Asche birgt noch die Möglichkeit des Lebendigen. Der Blick also auf alles Erlebte ist mein eigener. Schön, wo er sich mit anderen Blicken trifft. Gut, wo er eigene Wege gehen muss. Wenn man lernt zu erlauschen, was jemand einem von eigener Wahrnehmung  gerne schenkt, und schenkt mit gleicher Bereitschaft den eigenen Blick, sieht man hier Freude und Reichtum in Bewegung. Dieses Ergebnis schließt einige Dinge aus: Meinung, Projektion, Verklickerungs – und Welterklärungstendenzen und, sei sie auch noch so wohlgemeinte, Belehrung. Dem eigenen Blick kann man erst trauen, wenn er sich selbst befreit.

Das Bild habe ich gewählt, weil es sich durch diese schwarzen Krallen, die ich ganz zuletzt hineingepinselt habe, erst der Interpretation angeboten hat. Allerdings verleiht das auch dem Bild eine Sichtbarkeit.


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