paradiesisch

 

Manchmal habe ich mich bei dem Gedanken ertappt, froh darüber zu sein, dass wir in Deutschland die „Hölle“ schon hinter uns haben, auch wenn es immer noch geistert. Auch der Abgrund hat eine Grenze, aus dem langsam die Überlebenden wieder auftauchen und sich zu neuen gesellschaftlichen Gebilden formieren. Auch wenn es nicht immer so aussieht, als fiele es den Menschen leicht, aus den Tragödien und Katastrophen der Menschheit persönliche Konsequenzen zu ziehen, oder in wieder friedlicheren Zeiten die Schrecknisse gebührend zu reflektieren, so ist es doch auch nicht zu bezweifeln, dass zumindest gleichbleibende Nachdenklichkeiten am Leben gehalten werden durch scheinbar unsterbliche Fragen, die sich durch die Geschichte ziehen, als hätte noch keiner die Antwort gefunden und es muss weiterhin gegrübelt werden. Und es gibt neue, immer klarere Sprachen, die es benennen können und dadurch eine potentielle Möglichkeit werden zur Umsetzung. Aber, wie gesagt, wir sehen die Welt so, wie wir sind und egal, was wir in unseren heimlichen Korridoren gebastelt haben und für auch immer wen wir uns halten, wir sind ein Ausdruck unserer Wahrnehmung und auch davon, wie wir wahrgenommen werden, da dieser Eindruck sich doch häufig unterscheidet von dem, was unser eigenes System uns erzählt. Dann noch die kulturellen Unterschiede, die ja kaum wegzudenken sind, solange sie existieren. Wenn also (pardon!) Donald Trump einmal in einem Artikel der Times  als „Indra Avatar“ vorgeschlagen  wurde, der das Wissens-Mudra der rechten Hand zeigt, spürt man nicht den Wunsch, das in Deutschland erklären zu wollen. Es ist ja erst ein paar Jahre her, dass den Indern vermittelt werden kann, dass Hitler eben kein von Gott gesandter Aufräumer war, sondern die Verkörperung der Banalität des Bösen, die ihre eigene ungute Mystik besitzt. Und  nun leben viele von uns in einem Reichtum vielfältiger Möglichkeiten mit  mehr als gesättigten Grundbedürfnissen. Ein gut florierendes Land nach geleisteter Innenarbeit und kollektiven Grübelprozessen. Froh, von ein paar Menschen gehört zu haben, die nicht geprägt waren von entgleistem Menschenverhalten. Und was jetzt, im Paradies, mit Blick auf die Gärten der Erde? Eigenes Heim, gutes Essen, Zeit, sich um das zu kümmern, was einem wesentlich erscheint, ohne das Herz zu verhärten gegen den betäubenden Irrsinn menschlicher Handlungsweisen. Es kann ja nicht sein, dass es uns nichts angeht, denn überall, wo wir uns aufhalten, können wir dem System Welt nicht entkommen. Vielleicht ist es gut, dass so viele wie möglich wieder das „Spürbare“ erschaffen und gestalten, heißt, was wir selbst spüren als das, was wir sein können. Die Wertschätzung des Blickes vielleicht, oder das Ruhen in entspannender Wahrnehmung, gern auch zusammen. Die Bereitschaft, Ungesagtem Raum zu geben, und die Liebe für möglich zu halten, das aufs schönste Erblühte ebenso wie der bereitwillige Flug über den Tellerrand.


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.