Beim Zeus!

Nein, in dem Bild, das ist nicht Zeus, aber es könnte natürlich Zeus sein, z.B. wie er darüber nachgrübelt, in welcher Form er Leda beglücken könnte, oder es könnte ein indischer Sadhu sein auf der Kumbha Mela, dem Treffen der einstmals als heilig empfundenen Mönche, wo dieser  dann ebenfalls grübelt, z.B. ob er den Blödsinn mit den Smartphones auch mitmachen soll, oder freiwillig in der endgültigen Bedeutungslosigkeit versinken, oder er könnte als edler Obdachloser darüber nachdenken, wo er die Nacht verbringen kann und dort auch wohl was zu essen bekommt, oder es könnte Diogenes in der Tonne sein, der die Ankunft von Alexander dem Großen begrübelt, und wie er ihn kleinhalten kann bei der Ankunft, damit die Verhältnisse klar bleiben. Es zeigt aber in malerischer Wirklichkeit Hieronymus den Heiligen, wie er sich nach Art des Menschenwunsches dem geräumigen Nichts zuwendet und dort Resonanz erhofft auf menschlich Unsagbares. Dass dieses Gemälde des großen Grüblers sich als Fälschung erwies, war sicher für jemanden ein sehr teurer Verlust, aber auch 850 000 Dollar, der ersteigerte Preis der Fälschung,  können in manchen Welten mühelos ausgeglichen werden. Mir selbst fiel auf, dass ich dieses Jahr, gerade eine Woche aus Indien zurück, schon ein paar Mal vor mir selber und Freunden erwähnt hatte, dass mir die Unterschiede zwischen Ost und West nicht mehr so krass erscheinen wie früher oder noch letztes Jahr. Das mag an der bemerkenswerten Sucht der Inder liegen, sich in rasanter Geschwindigkeit die technischen Instrumentarien der Welt anzueignen, sodass der Tod durch ein überstürztes Selfie genauso irrsinnig erscheinen mag wie andere Heldentaten der Geschichte, in denen Männer ihre überbordende Natur entfesseln bzw fesseln können je nach selbst erzeugter Notlage, was auch gern Schicksal genannt wird, oder Karma. Klar, Indien kann einen durch vieles erschrecken und direkt in das Bauklötzchen-Staunen transportieren, wo es auch oft beim Staunen über die Klötze, hier als Tradition, bleibt und bleiben muss. Ich hatte mal eine kleine Sammlung solch bemerkenswerter Vorfälle wie z.B. die Geschichte  eines 6-jährigen Mädchens, das mit einem Hund verheiratet wurde, um  irgendeine lokale Göttin in Schach zu halten. Überhaupt wird da viel Menschliches geopfert, und auch heute noch in Tempeln mit Ziegenopfern ersetzt, das habe ich dann als Sammlung beendet. Oder das Kastensystem, das so viel Aufregung erfährt. Wahrscheinlich aber gibt es in „Wirklichkeit“ innerhalb des indischen Kastensystems mehr Freiräume als in den versteinerten Schollen westlicher Psyche, wo einsames Sein wie überall von der Fähigkeit abhängt, dem Ich so viele Facetten oder Fenster zu Welt und Anderen zu ermöglichen, wie eben möglich ist. Das erinnert mich an einen sehr unaufgeregt geschriebenen Artikel über einen Mann, einen Agalmatophilier, der schon seit Jahren mit einer Puppe lebt. Er ist nicht allein, denn in Kontakt mit 50 000 Agalmatophieliern, die auch mit Puppen leben. Man wird doch wohl noch lieben können, wen und was man will. Das „Was“ beziehungsweise „das Es“ nehmen global sehr deutliche Formen an, was an regressive Prozesse erinnert. Hier wenden wir bzw. ich mich dem strahlenden Tag zu mit einem Lächeln, das wiederum gute Gefühle aktiviert, und sage: Jai ho!


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