geduldig

De Angst, von andersdenkenden Völkergruppen und ihren fremdartigen Sitten und Gebräuchen und religiösen Gepflogenheiten überwältigt zu werden, kenne ich auch aus Indien. Mehrfach wurde ich belehrt, wie Muslime zu sehen sind, nämlich als Männer, die gleichzeitig vier Frauen heiraten können und dadurch eine Menge Kinder zur Welt bringen, die dann ein Machtfaktor werden. Manchmal ist es gefährlich, beide Seiten gut zu verstehen, da man dann aufhört zu differenzieren, nur um wiederum mühevoll in Kernnähe des Menschseins zu gelangen. Gerne würde man erwarten, dass es mehr Menschen gelingt, nicht im Schattenreich zwischen Idee und Wirklichkeit zu verschwinden, und man muss das Auge auf sich selbst richten und die wichtigen Fragen stellen, ohne schnelle Antworten zu erwarten. Es kann schon verstören, dass Deutsche jetzt wieder ganz deutsch sein wollen, und Franzosen französisch, und Inder hinduistisch und so weiter, die Liste wird länger als gedacht. Deutschsein für mich hat vor allem bedeutet, dass wir die Hölle hinter uns haben mit ihren herausfordernden Analysen über das Menschsein an sich, also wie weit kann hier gegangen werden mit den vorhandenen Trieben, und wo nud wann wird die Grenze der Entgleisungen spürbar,. Oder hört einfach alles irgendwann auf im Sinne von dem wahrheitsschwangeren Satz „This, too, shall pass“, als das absolut verlässliche Phänomen, das uns auch die Anfänge bietet mit „this, too, shall begin again“. Schwermütig sitzt sie herum, die erkenntniskränkelnde Globalisierung, und weiß nicht so recht weiter. Um in diesen Zeiten der Nebelschwaden gut durchzukommen, braucht man Geduld und vorsichtiges Herantasten mit Federkiel und Tintenfass, also von innen heraus. Da verlässliche Orientierung nicht (mehr) geliefert wird, kann man sich immerhin mit der Kunst der Orientierung auseinandersetzen. Es schadet nicht, dem Humor den Kompass zu überlassen, wenn scheinbar unüberwindbare Eisberge in Sicht sind. Manchmal nicht locker lassen, aber dann doch. Der überzeugenden und feinen Eleganz des Paradoxons zulächeln. Und das alles nur als Vorbereitung für die Großzügigkeit des Herzens.

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