crack

So tief sitzt der Schock nun auch wieder nicht, beziehungsweise gab es ja eine gewisse Vorbereitung auf sich heranschleichendes Desaster. Jedenfalls ziehen die jeweils beteiligten Seiten heftig am Seil, und es schwankt hin und dann wieder her, und das sogenannte Gute kann dem sogenannten Bösen zuweilen so ähnlich sein, sodass massenhaft nebelhaftes Grau entsteht, durch das der oder die Einzelne sich durcharbeiten muss. Darin liegt doch die große Chance, allerdings mit ungewissem Ausgang. Katastrophen entstehen meist erst, wenn eine Seite vorherrscht und die dazugehörigen Followers ihre Wirkungsfelder ausdehnen. Auch der Krieg ist ein Spielfeld der Mächte und Machtgelüste, und immer wieder verblüfft es, dass der hohe Preis gezahlt wird. Es könnte auch anders sein? Theoretisch schon, denn man kann es denken – aber praktisch? Selbst den gefeierten Halbgöttern wie Jesus und der Buddha usw. ging es auf Erden nicht besonders gut, obwohl ihre klare geistige Ausrichtung viel Anklang fand, sodass sich trotz allen später berichteten Schandtaten der Followers die damals angebotenen Werte sich durchsetzen konnten, angewiesen auf holprige Glaubenspfade. Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass in schweren Zeiten der Glaube an ein Irgendwas oder Irgendwen einem hilft, aber tut es das wirklich. Man muss auch das „Wissen“ nicht anderen überlassen, sondern lernen, was man für Instrumente braucht, um eigene Musik zu spielen. Es macht dankbar, wenn man in der Praxis unterstützt wird. Der Alltag ist enorm anspruchsvoll, immer und überall ist Alltag, kein Tag ist davon ausgeschlossen, sondern bietet unermüdlich die ganze Bandbreite zwischen Höchstpersönlichem und Hochoffiziellem an, und draußen und drin halten sich ständig die Waage. Und dann gibt es diese Kipp-Punkte, wo sich etwas zuspitzt und unvermeidlich seinen Ausdruck oder Ausweg sucht, und meistens auch findet. Nie weiß man genau, wann es kippt, oder ob überhaupt. Und so leben wir manchmal an diesen Übergängen und ringen um innere Haltung. Denn wenn stabile Dämme zu bröckeln beginnen und sich ergießende Fluten zu neuen Ufern formieren, dann ist es Zeit, zum Beispiel für Kairos, den Schicksalsgott, der für den Lichtstrahl zuständig ist. Oder, (danke, Leonard Cohen): there is a crack in everything, that’s how the light gets in.

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