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Es ist nicht schwer zu verstehen, dass jede Geburt ein Einzelwesen hervorbringt, von dem es kein zweites Exemplar gibt, denn es ist ganz automatisch einzigartig. Was mit dieser Einzigartigkeit dann jeweils angestellt wird, sprengt jede Vorstellung, obwohl man auch sagen kann, dass jedes manifestierte Bild oder jeder Ton ein Zeugnis davon ablegt. Mütter erfreuen sich offensichtlich, solange das möglich ist, an der unschuldigen Arglosigkeit ihrer Kinder, in denen früh genug die Kräfte sich auszudrücken versuchen. Und kein Erstaunen kann ich mir größer vorstellen, als zu sehen, wer da kommt und wie ich dieser unbekannten Persönlichkeit begegne, die gerade dabei ist, sich herauszuformen. Nicht, dass es jemals aufhört. Das Hineinhorchen in den eigenen Ton war immer schon eine geeignete Beschäftigung, will man wissen, welches Instrument man im Orchester spielt, wenn man denn daran interessiert war, in den inneren Räumen ein Orchester zu organisieren. Das Schöne an der inneren Leinwand ist ja u.a., dass man, braucht man gerade eine Wüste zum Aufenthalt, sich eine herbeiholen kann, wobei es hilft, wenn man mal in einer Wüste war und dort gute Erfahrungen gemacht hat. Nun läuft man natürlich Gefahr, oder laufe nur ich Gefahr, jetzt durch die Angebote schlendern zu wollen, mal kurz in einem japanischen Garten der Schlichtheit vollkommener Linien entlangschauen, oder am See des indische Dorfes verweilen, aber nein, worum ging’s. Ich bin also wieder zurück beim „Worumgingsmir eigentlich“, und stelle fest, dass ich wieder mal verblüfft bin über die Andersartigkeit des einen Menschen vom anderen. Oft verschwindet dieses Bewusstsein, weil wir uns in einer Gesellschaft auf so vieles einigen, auch zuweilen müssen, damit überhaupt eine Übereinstimmung zustande kommt. Und zum öffentlichen Umgang mit den Anderen reichen ja oft ein paar Grundhaltungen, um wenigstens das Schlimmste zu vermeiden. Das Beste will man aber natürlich auch nicht vermissen, und so gibt es einen Kunstzweig, der heißt Menschenkenntnis. Immer wieder ist es angebracht, sich dabei zu ertappen, wie schnell Eindrücke zu Meinungen und Wertungen und Projektionen werden. Und obwohl es den Spruch gibt, der erste Eindruck wäre der „richtige“, so hält man oft das Flüchtige für das Wahre, was es nicht sein kann. Es kann sich vielleicht eines Tages als eine gute Intuition erwiesen haben, wenn man sich die Mühe gemacht hat, sich mit den komplexen Strukturen eines Mitmenschen auseinander zu setzen. Oder sich überhaupt auseinder setzen musste, weil sich die Komplexitäten des Zusammenlebens erst auftun, wenn man sich schon entschieden hat, dass man an ihnen nicht scheitern will. Gelingt es dem Einzelnen, während des Durchgangs das eigene Wesen nicht zu verkorksen oder zu verdrehen, also nicht zu verlieren, dann entsteht unweigerlich der Wunsch nach dem Gegenüber. Kommt also das Ich einigermaßen unversehrt aus dem Tunnel, dann tritt es…hier öffnen wir zur Untermalung den chinesischen Glückskeks, und ja!, da steht es: …tritt es hinaus ans Licht der Welt, ganz so, als hätte man das schon einmal erfahren und durchgemacht, und war im Lebendigen gelandet, also auch im Willen zur authentischen Begegnung.

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