…bis jede/r…

Der vollständige Satz steht auf einer Karte und lautet ‚…bis jeder Käfig frei ist…‘, ein einleuchtender, wunscherzeugter Satz, von dem man weiß, dass er zwar zum Scheitern verurteilt ist, aber dennoch in bestimmtem Kontext seine Berechtigung hat. Erst nach der bewussten Aufnahme des Satzes habe ich gehört, dass er von einem veganen Unternehmen stammt, wodurch man verstehen kann, dass hier u.a. gewünscht wird, dass jede/r genug ergriffen wird vom entmenschlichten Umgang mit Tieren, dass man dadurch handlungsfähig wird, eben aufhört oder eingreift, oder sich überhaupt mal Gedanken macht, wie man das eigentlich sieht, was da alles in der Gesellschaft als normal deklariert wird und behauptet, man können ohne doch gar nicht leben. Ohne Fernsehen. Ohne Fleisch. Ohne Geist-und Tierquälerei also. So muss man es ja nicht sehen, aber man kann. Ein paar Millionen zerschredderte, männliche Küken weiter. Oder einfach nach ganz viel unnötig Gequältem weiter, und da verschwindet ja auch oft die Grenze zwischen Tierischem und Menschlichem, denn auch Tiere werden grundlos entwertet, so als könnte man sie tatsächlich benutzen als eigenen Stimmungsbarometer (Du siehst aus, wie ich mich fühle). Nein, du kannst eben nicht aussehen, wie ich mich fühle, und in diesem Fall ist es nur ein Unterhaltungsblatt in der ‚Zeit‘, wo es einem Tier zugemutet wird, dass es so aussähe, wie ein Anderer sich fühlt. Heimatlos und fremd driften wir durch das Allgebäude, an dem wir die Dehnbarkeit oder die Schwingkraft unseres Geistes praktizieren (können), und allein damit hätte man schon sehr viel zu tun, wären da nicht noch die vielen Unruhen, die einen meist heimlich beschäftigen wie der für uns alle immer näherrückende Tod, überraschend in seiner Vorgehensweise, sodass wir keineswegs davon ausgehen können, wann u n s der Ausklang ereilt. Das Finale der großen Symphonie, die Bedeutung des ersten und letzten Tones, der den eigenen Kreislauf erst einläutet, dann abrundet. Und ob einen das was angeht, wenn in einer Kultur, die sich für entwickelt hält, Tiere (und Menschen) in unvorstellbarem Ausmaß gequält und vernichtet werden, und man einfach nicht mehr hören möchte, dass es schon immer so war, wo man es doch für möglich hält, dass jeder Käfig von jedem und jeder verlassen werden kann. Denn die Informationen sind da, das Wissen ist erhältlich, die Meister der psychischen Vorgänge sind genau so auffindbar wie die Wiederkäuer unsterblicher Weisheiten . In der vor allem im indischen Wissen aufgetauchten Idee eines ewigen, sich selbst in Schwung haltenden  Kreislaufes wird allerdings erwähnt, dass das zur Zeit auffallende, massive Gewusel körperlicher und geistiger Bewegungen es immer schwerer macht, Einfachheit und Klarheit als bedeutungsvoll zu erfahren. Und für diejenigen, die tatsächlich daran interessiert sind, sich selbst zu begegnen, ist es eine gute Nachricht, dass es immer wieder jemandem gelingt, den jeweiligen Käfig zu verlassen und der Behinderung der Beflügelungen entgegen zu wirken.

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