genug

Das kann man jetzt definitiv schon voraussehen, dass diese laufende, menschlich bedingte Katastrophe, durch die wir uns gerade gemeinsam bewegen, noch schwierigere Folgen haben wird als wir sie bereits mitbekommen. Alle sind irgendwie betroffen, was wiederum eines der überraschendsten Elemente des Vorgangs ist. Auch d a v o n kann man sagen, dass es auch schon immer da war, das willentlich oder unwillentlich gemeinsam getragene Erdleid, jede/r auf seine oder ihre Art betroffen über die Dinge, die laufend geschehen. Natürlich denkt man auch nicht gleichzeitig oder überhaupt an die Qual umsonst wartender LadenbesitzerInnen und die Not, die vermutlich in Bordellen auftaucht für die Involvierten, Involviertinnen gibt es glaube ich nicht als Wort. Wenn der Boden unter den Füßen zu wanken beginnt, ist es sicherlich hilfreich, wenn man sich ein stabilisierendes Rückgrat erschaffen hat in Form von guten Beziehungen in den eigenen Räumen und ‚genug‘ zu essen, was immer Menschen jeweils unter dem Genug verstehen (?). Das kann sich stark unterscheiden, und je mehr Geld im Fluss ist, desto schwieriger wird die Antwort auf diese Frage, sofern sie denn überhaupt in den Leben auftaucht. Ich selbst bin insofern für Konsumfreude-und freiheit, wenn sie mir auch ermöglicht, das sokratische Maß beizubehalten, das immerhin das Einfachste mit dem Besten verknüpft, nämlich die Gewohnheit des Maßhaltens an sich, wie auch immer man sich das gestalten möchte. Ich kann auch nicht den ganzen deutschen Winter durch trauern, dass dieses Jahr die indische Sonne nicht auf mich scheinen kann, so schön es wäre. So ist es ganz im Gegenteil erfreulich für mich, hier auf diesem Landstrich Neues zu erfahren, das Licht des Vollmondes auf den Eiskristallen zum Beispiel. Überhaupt schaue ich in beiden Ländern von meinem Computer aus auf den Himmel, das ist anregend, weil  gleichzeitig voll und leer. Erspart wird mir natürlich auch der Anblick, wenn auch nur als Gedanke, von 1.353 (Stand 2018)  Milliarden maskierter InderInnen, obwohl ich eher höre, dass bei dem gewohnt anarchischen Verhalten des indischen Volkes die Gesetzestreue sehr locker gehandhabt wird. Als ich im Dorf damals ankam, konnte man dem einzigen Polizisten bei ziemlich allen Verboten, bei denen Menschen erwischt wurden, ein paar Rupien in die Hand drücken und vergessen war die Sache. Natürlich liegt auch hier wie zwischen Idee und Wirklichkeit ein Schatten. So ein Schatten kann meistens nur durch Anekdoten überbrückt werden, in denen irgendwie klar wird, wie Freiheit auch aussehen kann, wie zum Beispiel die Story zwischen Alexander dem Großen und Diogenes. Beim Zuhören der Anekdote beneidet man weder Alexander um all sein Machtschlamassel, das er aufrecht erhalten muss, und auch in einer Tonne muss man nicht leben wollen. Aber der Punkt kommt rüber. Eben als originelle Anregung, wie unterschiedlich man mit dem Leben umgehen kann in all seinen Facetten, und dass es auf niemand anderen ankommt (nur präzise an diesem Kernpunkt!), wie die Sache letztendlich für mich und die Anderen läuft. Großzügig angelegt und geheimnisvoll ist das Innenleben des Menschen. Und zugleich hoch erfreulich und zutiefst erschütternd sind die Resultate, die aus diesen geheimen Sitzungen auftauchen und sich manifestieren. Dass die Kunst tatsächlich transzendent sein kann, die Gans tatsächlich ein Tier und Trump tatsächlich der mühsam scheidende Präsident der nicht mehr vereinigten Staaten, das alles undsoweiter man als Mensch entscheiden und erleben kann und muss.

 


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