symbolisch

In einem Gespräch ging es um Symbole, die ja immer auch ein Zeichen dafür sind, dass hier die Bildsprache Vorrang hat, zum Beispiel weil das Wort einem die Deutung nicht mehr enthüllt. Oder das Symbol kann gesehen werden wie eine Tür zu dem, was dahinter verborgen ist, obwohl es nur die Essenz des Dahinterliegenden sein kann, also das Symbol als eine Tür nach beiden Seiten hin ist. Und man weiß ja aus Erfahrung, dass die gedankliche Durchdringung dessen, was zu verstehen ist, nicht nur zu dem Verstehen des Symbols als einer Tür führt, sondern man kann die Belichtung, also das Reflektierte darüber, als eine Sicht erfahren, die befreiende Wirkung auf das eigene System hat. Was mir in Indien besonders gefallen hat ist, dass ihre scheinbar unvermeidlichen Göttergestalten auch als strenge, mathematisch präzise Abstraktionen existieren, im selben Laden zu erwerben: der Gott oder die Göttin einmal als durchgestylte Heldenfigur mit dem entscheidenden Schuss Eros ausgestattet, der sie attraktiv macht, und dann dieselbe Gottheit als Dreieck, Baustein des schöpferischen Prozesses. Ich mochte, seit ich denken kann, vor allem diesen Kreis mit dem Punkt in der Mitte. Schon ihn zu malen, machte die Komplexität des Ganzen klar. Die Kreisläufigkeit des Lebens braucht keine extra Beweisführung mehr, und bei aller Präzision des Erscheinens der Gezeiten sind sie an eine gewisse Wiederholung gebunden, um als solche erkannt zu werden. Dann hängt ja auch verhältnismäßig wenig von der eigenen Meinung ab, obwohl die verkörperte Zentralität des eigenen Seins d a s ist, für was wir Verantwortung tragen. Entfernt man den Punkt in der Mitte, kann das ein ozeanisches Gefühl hervorrufen, oder auch Angst machen, oder vielleicht der letzte vorstellbare Zustand sein: wenn also der Kern selbst so belichtet ist, das er keinen Schatten mehr darstellt. Der Punkt aber ist nun mal das eigene Steuerrad auf dem wilden Ozean, und wenn man jemand anderem die Führung überlassen möchte, weil man sich selbst für navigationsunfähig hält, das ist ja nicht nur völlig ok, sondern für jede/n ist es anders. Und vielleicht ist ja auch jede/r ausgerichtet auf das Maß der eigenen Ausgleichung. Allerdings ist der punktlose Kreis auch ein Nichts, in dem es leicht ist, verloren zu gehen, wenn man zum Punkt, in dem Fall man selbst, nicht zurückfindet. Da das abgebildete Symbol auch als Spermium und Ei zu verstehen ist, kann man davon ausgehen, dass hier eine Berührung stattgefunden hat, die durch die Fruchtbarkeit des Nus zu einer Lebendigkeit wird.  Das Zeichen erinnert auch an das Auge. Wenn der Blick konzentriert und fokussiert ist, kann das zu Erforschende klarer vor Augen treten. Aber das verdichtete Ich kann den Blick auch verdunkeln. Dann kommt es zuweilen zu seherischen Blindheiten, die als vermeintliches Wissen in die Welt strömen und dort allerhand anrichten können, wer kennt es nicht? Das Symbol drückt aber auch eine Ganzheit aus, eine Ruhe. Es zeigt, wie es ist, wenn man bei sich ist, es verströmt Frieden und Augenmaß. Ja, es ist wichtig, dass wir die Anderen sehen, aber das ist nur möglich, wenn wir selbst wissen, dass es uns gibt. Oder ist es tatsächlich das Auge des Anderen, durch das ich lebendig werde? Aber kann nicht das Auge des Anderen nur sehen, was ich selbst an mir sehe oder zur Sicht freigeben kann oder möchte?

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