vermutlich

Ich blätterte etwas in den altägyptischen Klageliedern herum und fand diesen schönen Satz. „Ich will von dem sprechen, was mir vor Augen ist. Ich sage nicht voraus, was nicht eintrifft.“  Schon öfters fand ich in dem Büchlein schon auffallende Parallelen zur Jetztzeit, damit wir verstehen, was schon alles da war, und wo wir es jetzt in immer neueren Formen anfinden, und wie es uns bei unserem Rundgang gelingt, mit dem Angetroffenen umzugehen. Und sicherlich war es immer hilfreicher, die tiefe Freude und das tiefe Leid in sich selbst zu spüren, als Gefühle zu verlagern auf Tatorte, die einem vorgesetzt werden, damit man mitgaukeln kann. Nichts gegen das Gaukeln an sich. Immer noch lieber ein guter Gaukler als ein schlechter Informationsträger. Fakt ist, dass das Unvorhergesehene gerade seinen Auftritt hat mit seiner Gefolgschaft, den unabsehbaren Wirkungen. Auch hier geht es um Sicht, die plötzlich möglich ist, nur, weil ein unerwarteter Ruck durch den Film ging. War er denn wirklich unerwartet, oder macht es nur fassungslos, dass wir alle wussten, dass Grenzen weit überschritten wurden und man keine Vernunft für fähig hielt, d a s noch zu stoppen, was im Gange war. Und man braucht es nun nicht prophetisch zu nennen, wenn man nüchtern betrachtet, dass jeder Samen vor allem d a s hervorbringt, was in ihm steckt. Ganz abgesehen davon, dass er abhängig  ist von der Umgebung und Handhabung seiner Existenz, die das Eine oder das Andere fördern und hervorbringen. Darin ist man allein, ganz klar, auch wenn man offen war für guten Rat, der nicht immer teuer sein muss, nein. Aus Indien ist ein Bild zu mir gekommen aus der Hitlerzeit, ich füge es unten ein. Man sieht eine Menschenmasse aus Nazimännern, die alle stramm den Hitlergruß zeigen. Aber irgendwo in der Menge steht ein Mann, der hebt keine Hand zum Gruß. Er steht nur da mit sich. Wie kam das wohl dazu, dass der Photograph dieses Bild machte? Hat er es wegen diesem Einen gemacht, oder ist es von jemandem später entdeckt worden, dass da immerhin Einer war, dem der Schafsgang nicht zusagte, und keiner weiß, ob er das überlebte. Aber er überlebte seine Haltung insofern, dass ein Inder dieses Bild im Kontext von Narendra Modis übersehbar aufsteigender Diktatur ins Netz stellte mit einem großen roten Kreis um den einen Mann und der Unterschrift: ‚Be this man tonight‘! Sei dieser Mensch heute abend. Auch kommt mir der standhafte Aufenthalt im Auge des Wirbelsturms als angemessenes Aktionsfeld vor, in dem nicht nur das Erschrecken, sondern auch die Dankbarkeit Raum hat, oder was auch immer die angemessene Chemie darstellt, zu der man im eigenen Haus Zugang hat, wo die potentiellen Navigantionsgeräte zur Verfügung stehen. Die Einsamkeit der Schicksale wird uns zu denken, zu fühlen, zu sehen und zu handeln geben. Die großen, bisher unbestrittenen Wahrheiten bewegen sich in den freigewordenen Domänen wie Wesen aus anderen Reichen. Sie streuen sich selbst wie Samen in aufgewühlte Furchen hinein. Wir werden sehen, was uns vor Augen tritt, wenn sich die Generatoren wieder in Gang setzen. Daher sagen auch wir nicht voraus, was nicht eintritt, denn wir werden (vermutlich) anwesend sein, wenn das geschieht. Aber nur vermutlich.
Ja, das kam von Andh Bhakt extra für den Dampfer- Workshop. Alle wollen daher von diesem Einen, der sie abends sein sollen, ein Bild basteln.

 


Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert