Rundgang

Der Rundgang, den ich morgens durchwandere, ist, wie wahrscheinlich jeder Rundgang, perfekt dafür geeignet, die eigene Einstellung reflektiert zu bekommen, mit der man momentan, und vielleicht nur einen Nu, durch die Gegend läuft. Nicht immer ruft es Heiterkeit hervor, wenn die Augen etwa das kleine Distelfeld streifen, in dem sich nach dem heiligen Bad abgelegte Unterröcke und Blusen und eine erstaunliche Menge männlicher Unterhosen tummeln, und mittendrin steht und niemand weiß woher es kam, ein schönes Bild von Durga, auf dem Löwen reitend und alles Mögliche mit den vielen Armen jonglierend. Ja, man kann das auch als eine totale Verwahrlosung sehen. Aus den Steinen ragen starke, unbenutzte  Stromstränge hervor, die man am besten vorsichtig umgeht, denn man weiß nie, was angeschlossen ist und was nicht. (Was nicht mehr oder noch verbunden ist). Die duplikate Maya hat sich eingenistet. Man gewöhnt sich daran, das absolut Künstliche als eine Norm zu erfahren, die sich durchgesetzt hat. Wenn man das also weiterhin rotationsmäßig oder gewohnheitsmäßig durchreflektiert, bleibt dennoch die Frage offen, wie man damit  umgeht. Schon allein über dieses himmelsschreiend absurde Treffen zwischen Modi und Trump, über das ich mit dem Priester spreche, könnte man sich stundenlang aufregen, wenn wir nicht die Ohnmacht auch schon duchlaufen hätten und einige Einstellungen korrigiert gemäß der neuen Anforderungen durch die Zeit. Wenn ich nun aber diesen anderen Blick einschalte, den Augen wegen der auch vorhandenen Schönheit eine gewisse Trunkenheit zugestehend, mit den Füßen den antiken und zeitlosen Raum erspürend, die unauslöschliche Atmosphäre dieses Raumes auslotend, der uns nicht braucht, wir aber schon ihn, dieses Wohlwollen des Blickes also, das macht ungern Halt, und nur dann, wenn es muss. Muss es? Das Einzige, was sich direkt erschließt, ist der Augenblick, der allerdings ohne bewusste Begleitung nicht eindeutig ist, also nicht das, was er ist. Wir nähern uns langsam dem Herzen des Paradoxons: wir sind der Blick, der die Welt kreirt, die wir kennen. Wieviel Raum wir etwas geben, wo unsere Prioritäten und Leidenschaften und Kräfte und Interessen und Instrumente hineinfließen, die wir ausloten mit dieser uns zugehörigen Welterfahrung. Auch ist man nicht verpflichtet, an den jeweiligen Reflektionen zu hängen, nein, eher den Seiltanz ehren, der leichtfüßig aber wachsam in die Arme des Ungewissen führt, wo andere Gesetze ihr beflügeltes Wesen ausbreiten.

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