gedulden

Bis man selbst wieder im Bilde ist , muss man sich zuweilen gedulden mit den vorhandenen Bildern. Ich dachte wieder einmal an diese Geschichte über die Indianer, die nach ihrer ersten Zugfahrt noch lange auf dem Bahnsteig saßen, bis „ihre Seele“ wieder bei ihnen angekommen war. So könnte ich meinen Zustand auch beschreiben. Wenn einem die praktischen Handhabungen bei der Ankunft an einem bestimmten Ort gewohnheitsmäßig geläufig sind, merkt man erst gar nicht, ob oder wie oder was oder ob überhaupt man etwas fühlt, geht man doch davon aus, dass da immer etwas ist, was einigermaßen fassbar ist, wenn man sich dem zuwendet. Jedenfalls sind die Kühe, so berühmt in ihrer ihnen zugemuteten Heiligkeit, immer ein wohltuender Anblick, laufen sie doch ungebunden herum und  tragen keine Zettel im Ohr. Allerdings habe ich sie gestern auf dem Weg mit der Riksha schon im Plastikmüll herumwühlen sehen, nur ein weiteres Beispiel für die Vielseitigkeit der Geschichten. Dann fiel mir heute früh ein Lied ein, das aus meiner persönlichen Ewigkeit hereingeweht kam, und tatsächlich hing am Klang etwas Vertrautes. „Home was once an empty vacuum, that’s filled now with…..“, da brach meine Erinnerung ab und ich wusste nicht mehr, mit was der Sänger sein Vacuum füllte, aber offensichtlich hat etwas Vacuumartiges in mir den Song gerufen. Das wundert mich nicht, denn seit gestern bin ich unermüdlich mit praktischen Handbewegungen beschäftigt, um das Haus, das ich wieder, den Freunden sei Dank, ein paar Monate lang beziehen kann, um dieses Haus also im Rahmen meiner Möglichkeiten und in meinem Sinne zu gestalten. Außerdem musste ein Gas-Tank gebracht werden, Zentrum des indischen Luxuslebens, denn man kann nach feierlichem Anschluss auf dem Herd Getränke und Speisen herstellen. Dann warf ich ein paar Eimer Wasser über die kostbaren Steine, damit es die letzte Staubschicht mitnimmt in die Bodenöffnungen. Dann habe ich mit sehr viel, na bitte, ich hatte also doch eins, denn das war auf jeden Fall ein Gefühl tiefer Freude, nämlich den großen, schweren Holztisch zu säubern und dann zu ölen, und dann, als alles eingesunken war in einen dumpfen Glanz, mit der Hand darüberzustreichen. Denn an diesem Tisch verbringe ich sehr viele gute Stunden mit mir allein, obwohl ich den Tisch auch gern mit Gästen teile. Kein Zweifel gehört zum Beisichsein eine entsprechende Umgebung, zumindest in den Übungsphasen. Was die Smartphone-Revolution (als neue Heimat?) betrifft, so finde ich nebst all ihren Wundertaten am vertracktesten, dass wir als User und Displayanstarrer den Eindruck erwecken, als wären wir bei uns. Aber bei sich ist nun mal gar nicht draußen, es zeigt sich nur draußen, und auch das nur in illusionären Erscheinungsformen, die nicht so leicht zu deuten sind, will man nicht an der Oberfäche hängenbleiben. Oder auch leichtfüßig mit den Blicken über alle Oberflächen hinweggleiten, wobei vieles erfasst werden, aber weniger sich verhaken kann. Eigentlich gewöhne ich mich hauptsächlich über die Ohren wieder in alles hinein: die vertrauten, von allen Pilgern gemurmelten Worte an die Götter, ihr Glück zum Ausdruck bringend, dass sie es hierher geschafft haben, ohne dass zu viel Hindernis auf ihrem Weg auftauchte.  Wie gut kann ich das nachvollziehen!

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert